Keine Einladung zu erhalten ist bitter. Noch bitterer ist nur auf mehrfache Rückfrage beschieden zu bekommen, dass man nicht erwünscht sei. In einem Beitrag des ZDF "Heute Journals " zur Eröffnung des neuen Tesla-Werks von Elon Musk in Brandenburg hieß es am vergangenen Dienstag: "Was Kritik angeht, scheint der amerikanische Unternehmer ohnehin dünnhäutig. Das ZDF war heute ausgesperrt worden. Musk hatte sich an kritischen Beiträgen des Senders während der Bauphase gestoßen." Im Anschluss folgt im Beitrag des "Heute Journals " ein Interview mit dem auf der Eröffnung ebenfalls anwesenden Wirtschaftsminister Robert Habeck - jedoch außerhalb des Firmengeländes von Tesla.
Auf Rückfrage der SZ bestätigt das ZDF am Donnerstag die Darstellung im "Heute Journal ". Das ZDF-Landesstudio hätte mehrmals bei der Pressestelle von Tesla um die Akkreditierung eines Kamerateams und eines Reporters gebeten, jedoch "keinerlei Rückmeldung" erhalten. Am Abend vor der Eröffnung sei dem ZDF-Landesstudio schriftlich mitgeteilt worden, "dass das ZDF nicht akkreditiert sei und auch nicht akkreditiert werde", wie der Sender gegenüber der SZ mitteilt. Die Tesla-Presseverantwortlichen hätten stattdessen auf Aufnahmen des RBB von der Eröffnung verwiesen, die schließlich im Beitrag des ZDF zu sehen waren. Das ZDF-Team konnte lediglich Robert Habeck auf dem Parkplatz und die Proteste gegen die Tesla-Fabrik außerhalb selbst drehen. Im weiteren Verlauf des Schriftwechsels mit Tesla per Textnachricht sei dem ZDF "bedeutet" worden, dass der Sender "aufgrund früherer Berichterstattung durch das Investigativmagazin Frontal 21" beim Elektroauto-Hersteller "kein Vertrauen" mehr genieße. Immerhin bot die Tesla-Pressestelle dem ZDF ein Gespräch an - jedoch erst nach der Werkseröffnung.
Der Deutsche Journalisten-Verband spricht von "Gutsherrenprinzip"
"Was ist das für ein Verständnis von Pressefreiheit, das der US-Konzern da an den Tag legt?", kritisiert Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands. Kritische, journalistische Berichterstattung sei Auftrag der Medien und dürfe nicht zum Ausschluss von der Eröffnungsfeier führen. Bei Presseveranstaltungen müsse gleiches Recht für alle gelten. "Wer journalistisch berichten will, muss auch die Möglichkeit dazu erhalten." Vergleichbare Fälle kämen bedauerlicherweise wiederholt vor, wobei manchen Journalisten gezielt der Zugang zu Presseveranstaltungen verweigert würde. "Bei manchen Unternehmen herrscht immer noch das Gutsherrenprinzip vor nach dem Motto: Wem die Farbe meiner Scheune nicht gefällt, darf nicht hinein."
Mehrere schriftliche und telefonische Anfragen der SZ an Tesla zu dem Fall blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.