In den Tatorten der vergangenen Monate wurde viel Neues ausprobiert, aber es liegt nicht nur am Vergleich mit Weimar, Fulda, Kiel und München, dass diese Episode aus Konstanz sich anfühlt, als wäre sie aus alten Zeiten in die Gegenwart gebeamt worden. Im "Todesspiel" von Regisseur Jürgen Bretzinger und Autor Leo Ard spricht kein Bild für sich, alle quatschen dauernd über die ewig lahme Frage: Wer war der Täter?
Zuletzt in Kiel konnte das Publikum sich schnell einer spannenderen Erkundigung zuwenden: "Was macht der Mord mit dem Mörder?" Die Folge war eine Reise zum Grund der Täterseele. In Konstanz ermittelt Klara Blum (Eva Mattes), und auch wenn sie sich mit Samtstimme ans Innere der Verdächtigen heranzutasten versucht: Tiefe ist in Konstanz nur die Imitation von Tiefe. Denn Blums Fragen sind alt, die Kommissare Haferkamp und Finke haben schon Blums Fragen gestellt, das ist 100 Jahre her.
Wie in Zeitlupe gesprochen
Klara Blum fragt also: "Wo ist die Putzfrau, die ihn gefunden hat?" Sie fragt: "32 Jahre alt und noch nie gearbeitet - was machen solche Leute den ganzen Tag?" Außerdem: "Waren Sie gestern bei Benjamin Wolters?" "Wer ist Julia?" "War gestern etwas anders an Herrn Wolters?" "Was haben Sie in Berlin gemacht?" "Sind Sie Jüdin?" "Was haben Sie gestern Abend gemacht?"
Die Darsteller in dieser Geschichte um die kalten Seelen der Gegenwart sind Klischees, jener in Rede stehende Wolters war der letzte Playboy von Konschtanz, eine klassische Kotztüte, die natürlich immer auch eine Kokstüte ist und schwache Witze über Nasenscheidewände reißt. Der sensible Sänger Gabler dagegen wird optisch dadurch kenntlich gemacht, dass er durchgängig einen sensiblen Sängerhut tragen muss wie der frühe Herman van Veen. So geht es dahin, die Dialoge wirken wie in Zeitlupe gesprochen. Und unterwegs präsentiert Frau Blum tatsächlich die Frage aller Fragen, den all-time classic des deutschen Kriminalfilmwesens, mit allerbesten Grüßen aus dem Stehsatz des Fernsehmuseums: "Hatte er Feinde?"
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.