Tatort aus Köln:Pool-Position

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Ein Schauspieler (gespielt von Thomas Heinze) wurde aus der Haft entlassen. Kann jetzt wieder alles werden wie früher - mit seiner Frau, in ihrem Haus mit Pool? (Foto: Thomas Kost/WDR/Bavaria Fiction GmbH)

Die Ermittler Ballauf und Schenk feiern Jubiläum: 25 Jahre "Tatort" Köln. Im Zentrum der Highlight-Folge steht ein Schwimmbecken.

Von Holger Gertz

Die Kölner Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) feiern Silberhochzeit in dieser Folge, 25 Jahre Tatort Köln. Etliche Male sind sie dabei auch in gewisser Wurschtbudenhaftigkeit gestrandet, aber ein paar Episoden sind geblieben, und diese hier zum Jubiläum ist ein Highlight. "Vier Jahre" zeigt auch dieses: Man sollte alte Männer nicht so schnell abschreiben.

Drehbuchautor Wolfgang Stauch hat den Sonntagabend schon öfter bereichert, mit dem Gurkenkönigin- Polizeiruf zum Beispiel, und diesmal gelingt ihm mit Regisseur Torsten C. Fischer gleich mal ein Kunststück: dem eigenen künstlerischen Anspruch zu genügen, ohne Teile des Publikums komplett zu irritieren. Die Zeitebenen werden nämlich miteinander verschränkt, und wenn das in der Ankündigung steht, ist es ein Warnsignal: Achtung, hier wird es schrecklich durcheinandergehen. Hier aber: alles ambitioniert und trotzdem sehr nachvollziehbar. Die Silvesterparty 2017/18 im Haus des Schauspielerehepaars Seitz verliert Fassung und Form, am Ende liegt der Schauspieler Thore Bärwald (Max Hopp) im für die Handlung wichtigen Pool. Aber der später Verurteilte scheint nicht der Schuldige zu sein, und vier Jahre danach gesteht ein anderer, das ist die zweite Zeitebene. Und beide Ebenen ergänzen sich.

Eine fein beobachtete Milieustudie

Große Frage, gerade für die Kommissare: Soll man Vergangenheit aufrollen, oder soll man Vergangenes schlummern lassen - das Thema wurde im Matthias-Brandt- Polizeiruf "Und vergib uns unsre Schuld" vor Jahren auch schon fulminant verhandelt. Die Kölner präsentieren nun zusätzlich eine fein beobachtete Milieustudie aus der Lebenswelt schon etwas abgewrackter Künstler, die privat ihre Rollen auch dann noch spielen, wenn kein Theater sie mehr engagiert. Max Hopp, der zur Stammbesetzung vieler Krimis gehört, ist hier der ultimative Quälgeist. Ein Erloschener, der sich, wild zitierend, durch die versoffenen Nächte hangelt. "Hierbei wird die Faust geballt. Dass der Frosch zu Boden knallt", grölt Bärwald, selbst erklärter "berühmtester aller berühmten Jungfernhäutchenzerstecher". Nun, diese Fertigkeit wird ihm dann zum Verhängnis.

Schauspieler spielen hier Schauspieler, die ihrerseits Polizisten gespielt haben. Sagt Carolin Seitz (Nina Kronjäger) zu den Kommissaren: "Ich bin vom Fach. Ich hab mal gespielt, was Sie sind." So paradox, und trotzdem spannend bis zum Ende. Dazu der Soundtrack: "Autumn Leaves" in verschiedenen Variationen. Herausragend.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr

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