"Suspicion" auf Apple+:Twists in Serie

Lesezeit: 3 min

Uma Thurman als Katherine Newman, Leiterin einer mächtigen New Yorker PR-Firma, deren Sohn in einem Hotel entführt wird. (Foto: Apple TV+)

"Suspicion" erzählt von einer Entführung, Uma Thurman hat eine kleine, wichtige Rolle.

Von Johanna Adorján

Schwer, über Suspicion zu schreiben, eine neue Serie von Apple TV+, ohne alles zu verraten, was sie spannend macht. Die Serie ist nämlich so aufgebaut, dass man nach der ersten Folge nicht ahnen kann, was in der zweiten Folge passiert und so weiter, bis hin zur achten und letzten Folge, die dann abermals eine neue Wendung mit sich bringt, die man so nicht hatte kommen sehen. Was nicht dringend heißen muss, dass diese finale Wendung großartig ist. Aber sie kommt überraschend.

Die Thriller-Serie wird verkauft als neue Serie mit Uma Thurman. Das liegt daran, dass sie der einzige große Name im Ensemble ist, sie hat aber eher eine kleine Rolle. Eine kleine, wichtige Rolle. Sie spielt Katherine Newman, die Leiterin einer mächtigen New Yorker PR-Firma, die in Washington viel Einfluss hat, und die Serie beginnt damit, dass ihr Sohn entführt wird. Ein paar Unbekannte, die Masken der englischen Königsfamilie tragen, schlagen den Anfang 20-Jährigen im Flur eines großen Hotels in Manhattan nieder, packen ihn in einen Koffer und verschwinden mit ihm von der Bildfläche. Dann fordern sie die Mutter in bizarren Videobotschaften auf, die weltweit als Memes gepostet und von einem riesigen Medienecho begleitet werden, die Wahrheit zu sagen.

Die Wahrheit worüber? Und wer sind die Entführer?

Der Verdacht fällt schnell auf vier Personen aus London, die sich alle zum Tatzeitpunkt in jenem Hotel in Manhattan aufhielten. Zurück in England werden sie von der Polizei verhört. Sie scheinen sich untereinander nicht zu kennen. Oder gibt es doch einen Zusammenhang? Es gibt viele Ungereimtheiten. Ein zweiköpfiges internationales Ermittlungsteam, bestehend aus einer Kommissarin der englischen National Crime Agency und einem amerikanischen FBI-Agenten, wird mit dem Fall betraut. Und diese beiden sind in ihrem Zusammenspiel ein Riesenproblem für die Serie, weil zwischen ihnen überhaupt nichts passiert.

"Suspicion" basiert auf der israelischen Serie "False Flag" über einen wahren Entführungsfall

Suspicion ist die Adaption einer israelischen Serie, False Flag (2015). Diese wiederum basierte lose auf einem wahren Fall: 2010 entführten Mossad-Agenten den Hamas-Terroristen Mahmud al-Mabhuh aus einem Hotel in Dubai und nutzten zur Verschleierung ihrer Identität die Pässe unbeteiligter Bürger. In False Flag wurde daraus die Geschichte von fünf ganz normalen Israelis, die eines Morgens erfahren, dass sie verdächtigt werden, den iranischen Verteidigungsminister entführt zu haben. In Suspicion nun stehen eben vier, später fünf Londoner im Verdacht, den Sohn einer mächtigen Amerikanerin entführt zu haben, wobei sich die Spannung wohl auch zu einem guten Teil aus dem Aufeinanderprallen zweier sehr unterschiedlicher Ermittlungsstile speisen soll.

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Die Engländerin setzt auf Sensibilität und Intelligenz - der Amerikaner würde seinem Klischee gerecht lieber Cowboy-Methoden anwenden. Zur Hölle, es geht um ein Menschenleben, da ist uns jedes Mittel recht, so diese Schule. Das sollte eigentlich für Reibung sorgen, tut es aber nicht. Hier klemmt die Serie Suspicion ganz gewaltig. Vor allem der FBI-Agent (gespielt von Noah Emmerich, den man etwa als Nachbar von Jim Carrey aus der Truman Show kennt) wirkt wie eine reine Behauptung. Man hat ihm als Besonderheit angedichtet, während der Verhöre eine Art Schmatzen von sich zu geben, das einige Verdächtigte irrsinnig nervt, aber das ist schon alles, was ihm das Drehbuch als Charakter mitgegeben hat, und auch dies wird im Laufe der Serie vergessen. Er stört noch nicht einmal. Er ist schlichtweg überflüssig, latscht wie bestellt und vergessen neben der glaubwürdig dargestellten britischen Kollegin (Angel Coulby) her, und man weiß nicht, warum. Dramaturgisch ergibt seine Figur keinen Sinn.

Ansonsten ist die Produktion solide gut gemacht, wenn auch keine Offenbarung. Es ist das Genre, wo sirrend Ortsmarken unten ins Bild laufen, Ermittler jeden Winkel der Welt per Sicherheitskamera oder Satelliten beobachten können und sich die Handlung permanent drehen kann - und man kann dennoch jederzeit ausschalten und wird auch direkt im Anschluss gut einschlafen können, was ja nicht immer von Nachteil ist. Zum Binge-Watchen eignet sich diese Serie jedenfalls nur mit wirklich viel gutem Willen.

Es wurde schon einmal aus einer israelischen Thriller-Serie eine international erfolgreiche Adaption gemacht, nämlich Homeland. Diesmal wirkt die Sache irgendwie egaler, bisschen zu profimäßig runtergerockt, es fehlt an so etwas wie Seele. Manche Darsteller sind gut, andere wirken einfach wie in einer Serie. Uma Thurman spielt ihre kleine, aber wichtige Rolle mit viel Gravitas und extrem gezügeltem Temperament. Wer sonst schon alle neuen Thriller-Serien durch hat, wird sich mit dieser zufriedenstellend bis gut bedient fühlen.

Suspicion, auf Apple +.

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