Tatort zum 50.:Feine Mätzchen

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Im zweiten Teil der Doppelfolge zum 50. Geburtstag sind die Ermittler aus Dortmund Gäste bei den bajuwarischen Kollegen. Und die Spannung einer mafiagetriebenen Geschichte wird gekonnt hochgehalten.

Von Claudia Tieschky

Was bisher geschah - dieser Satz kommt selten vor in Tatort-Kolumnen, weil Tatort eben keine Serie ist und das Böse dort normalerweise jedes Mal von Neuem bekämpft werden muss. Was bisher geschah, ist an diesem Sonntag aber wichtig, denn zum 50. Tatort- Geburtstag hat das Erste eine Doppelfolge produziert, bei der die Ermittler aus Dortmund und München beim jeweils anderen Team aufkreuzen, weil der Fall beide betrifft. Da werden buchstäblich Reviere verteidigt, aber es gilt: Die Gäste sind Gäste und haben nicht viel zu sagen.

Das hält die Mätzchen dann doch fein, aber klein, und darum ist "In der Familie" (Buch Bernd Lange) ein groß und klassisch angelegter, extrem spannender Krimi. Es geht trotz der niedlichen - und im Tatort alle paar Jahre gern gespielten - Idee mit dem Besuch sehr schnörkellos um den Fall. Luca Modica hat mit seiner Frau Juliane in Dortmund jahrelang eine Pizzeria betrieben, die in Wirklichkeit ein Stützpunkt der 'Ndrangheta war, der kalabrischen Mafia. Er ermordete Juliane, weil sie im Begriff war, mit den Ermittlern zu kooperieren. Man sah, wie Luca vom sanften Familienvater zu dem Clan-Mitglied wurde, das er naiverweise glaubte, nicht zu sein.

Folge zwei (Regie Pia Strietmann) spielt in München und beginnt mit Szenen, bei denen es einem vor lauter Brutalität sofort schlecht wird. Das Mädchen Sofia Modica (Emma Preisendanz), in Dortmund noch ein verspielter Teenager, begleitet ihren Vater Luca jetzt bei Diensten für die 'Ndrangheta im Revier von Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl). Was bisher geschah, weiß der Zuschauer. Sofia weiß es nicht, bis man ihr sagt, dass Juliane als Verräterin umgebracht wurde. Sie lernt schießen und will den Mörder ihrer Mutter finden.

Wenn Tatort-Kommissare in anderen Tatorten auftauchen, ist es so, als ob die Figuren aus den Büchern im Regal nachts heimlich ins andere Buch wechseln. So was kann bei manchen Menschen die innere Ordnung stören. Aber dann ruft Sofia in einem verzweifelten Moment das Handy ihrer toten Mutter an, das die Dortmunder Ermittler weiter offen halten. Man sieht dann Peter Faber (Jörg Hartmann) in München anrauschen, den fahlen Gesellen aus Dortmund, und das ist die reine Herrlichkeit. Faber sagt wenig zu den ihm sehr fremden bajuwarischen Verhältnissen, er schaut meistens genau so, wie eine Figur schauen würde, die sich nachts im Bücherregal verlaufen hat: Ein Gespenst, umwabert von einem Bettuch aus lauter Fragezeichen. Faber sagt: Servus.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr

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