Nun also doch: Auch von den nächsten Olympischen Sommer- und Winterspielen werden Live-Bilder in den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen sein. Im zweiten Anlauf wurden sich die Olympia-Routiniers von ARD und ZDF mit dem Discovery-Konzern, der im Sommer 2015 für 1,3 Milliarden Euro die europäischen Übertragungsrechte bis 2024 vom Internationalen Olympischen Komitee erworben hatte, über Sublizenzen handelseinig. Zwar werden künftig nicht alle Wettbewerbe auf den gewohnten Sendern zu sehen sein, aber dass Snowboard, Shorttrack und Eiskunstlauf exklusiv bei Eurosport läuft, ist zu verkraften. Das überwältigende Gefühl nach dieser Entscheidung ist: Das lieb Gewonnene bleibt. Und der überwältigende Tenor lautet: Gut so.
Für die Zuschauer ist der Deal bequem. Wer dem Sport oberflächlich zugeneigt ist, muss sich nicht nach neuen Bezugsquellen umsehen. Für ARD und ZDF ist der Abschluss wichtig: Ihr Grundversorgungsauftrag legt ihnen die Sportberichterstattung nahe. Und im Quotenrennen, in dem sie sich ebenfalls befinden, helfen Rechte populärer Sportveranstaltungen. Außerdem braucht es diese, um die nicht geraden schmalen Mitarbeiterstäbe auch wirklich zu beschäftigen.
Olympias Rückstand zum Fußball ist gigantisch
Für Discovery ist die Einigung ebenfalls hilfreich: Die Olympia-Novizen müssen die riesige Aufgabe, die vielen Wettbewerbe ans Publikum zu bringen, nun nicht alleine stemmen. Und das Gebührengeld, das ihnen bald zufließt, dürfte einen ordentlichen Beitrag zur Refinanzierung der Rechtekosten leisten.
Auch der olympische Sport kann sich freuen: Je mehr Menschen er erreicht, desto besser. Der Rückstand auf den Fußball ist jetzt schon gigantisch. Wären Hammerwerfer, Schwimmer, Eisschnellläufer und Rodler künftig nur noch in einem Nischenkanal zu sehen gewesen, hätte das existenzbedrohende Ausmaße annehmen können.
Die Einigung klingt nach einer Win-win-win-win-Situation. Aber ganz so ist es dann doch nicht. Im Sport gibt es nie nur Sieger. Und so ist es auch hier.
Verlierer sind all die Gebührenzahler, die sich nicht für Sport interessieren. Sie subventionieren weiter etwas, was sie gar nicht haben wollen. Und dass ARD und ZDF standhaft jede Aussage verweigern, um wie viel Geld es dabei wirklich geht, ist mehr als ärgerlich; es ist kontraproduktiv: So kann niemand beurteilen, ob der Sport den Sendern nicht vielleicht doch zu viel wert ist. Und ob die Kritik an den Schattenseiten dieser ganz besonderen Unterhaltungsindustrie im Zweifel nicht manchmal doch dem Interesse untergeordnet wird, das eigene - teuer erworbene - Produkt zu schützen.
Nicht alles am Umgang der öffentlich-rechtlichen Sender mit dem olympischen Sport war in der Vergangenheit lobenswert. Weiter so? Bei der Kumpanei mit den Protagonisten würde das einen Rückschritt bedeuten. Nicht im Olympiaboot zu sitzen, das hätte die gebührengepolsterten Journalisten gezwungen, sich um ganz neue Blickwinkel zu bemühen. Dieser Perspektivwechsel bleibt nun aus. Vorerst zumindest. Denn eines hat das Hin und Her um die Übertragungsrechte auch gezeigt: Für alle Zeit sicher ist in diesem Geschäft nichts. Die Medien wandeln sich. Der Sport wandelt sich. Und von 2024 an beginnt ein ganz neues Spiel.