Nemi El-Hassan:Nemi El-Hassan arbeitet weiter fürs ZDF

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Ist weiterhin für das ZDF beim Jugendangebot Funk tätig: Nemi El-Hassan. (Foto: Tilman Schenk/dpa)

Anfang der Woche hatte sich der WDR nach Antisemitismusvorwürfen gegen Nemi El-Hassan getrennt. Anders das ZDF.

Von Carolin Gasteiger

Beim WDR ist sie raus, aber das ZDF wird die Moderatorin Nemi El-Hassan weiterhin beschäftigen. Sie wird weiter für das Format Der Fall im Jugendangebot Funk tätig sein. Auf Anfrage heißt es beim Sender, die betreuende ZDF-Redaktion stehe "in engem Austausch mit der Autorin und sieht aufgrund der bisherigen Zusammenarbeit keinen Anlass, an ihrer journalistischen Professionalität zu zweifeln." Funk ist ein Angebot, das die ARD und das ZDF gemeinsam tragen.

Beim WDR, wo El-Hassan das Wissenschaftsmagazin Quarks hätte moderieren sollen, vertritt man eine andere Auffassung. Nach Antisemitismusvorwürfen gegen sie, die der WDR prüfte, und einem Gastbeitrag El-Hassans in der Berliner Zeitung, in dem sie Kritik am WDR zum Umgang mit ihr in den vergangenen Wochen äußerte, trennte sich der Kölner Sender Mitte der Woche endgültig von ihr. Begründung: "Das Vertrauen für eine künftige Zusammenarbeit ist nicht mehr vorhanden."

Ausschlaggebend für die Diskussionen um El-Hassan war ihre Teilnahme an einer Al-Kuds-Demo 2014 in Berlin vor einigen Jahren. Bei der jährlichen Kundgebung waren antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. El-Hassan distanzierte sich davon. Außerdem wird ihr vorgeworfen, israelkritische Posts im Netz gelikt zu haben. In einem Fall ging es dabei um den Ausbruch von Terroristen aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis.

Grundsätzlich gelte, teilt das ZDF mit: "Wer eindeutig und öffentlich das Existenzrecht des Staates Israels in Zweifel zieht oder sich antisemitisch äußert - und dies nicht glaubhaft revidiert, kann nicht für das ZDF oder für Produktionen des ZDF arbeiten." Was widersprüchlich klingt, ist für den Sender erledigt, da sich El-Hassan von der Teilnahme an der Al-Kuds-Demo distanziert habe. Der WDR wollte sich am Freitag zu der Beschäftigung El-Hassans beim ZDF auf Anfrage nicht äußern.

Im Gesellschafts-Crime-Format Der Fall wird El-Hassan aus Gerichtssälen und von Tatorten über Fälle "von gesellschaftlicher Relevanz" berichten. Man kenne sie als "kritische Journalistin, die sich in ihrer Arbeit immer wieder mit Extremismus, Rassismus und Antisemitismus auseinandergesetzt hat."

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