Nachlese zum "Tatort: Hannover":Alles Schweine

Lesezeit: 2 min

Maria Furtwängler als Tatort-Kommissarin Charlotte Lindholm (Foto: NDR/Christine Schroeder)

Sie wollen mitreden über den "Tatort"? Hier erfahren Sie, warum Vegetarismus durchaus erstrebenswert ist und wie viele Gesichtausdrücke Maria Furtwängler hat. Die Nachlese zum Hannoveraner "Tatort" - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Matthias Kohlmaier

Darum geht's:

Der erfolgreiche Fleischfabrikant Jan-Peter Landmann (Heino Ferch) entgeht nur knapp einem Mordanschlag, bei dem jedoch sein Chauffeur ums Leben kommt. Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) wird bei ihren Ermittlungen nicht nur von den Avancen Landmanns, sondern auch von der mäßig begabten örtlichen Polizei behindert. Nur langsam zeigt sich, dass die Herstellungsmethoden in Landmanns Fabrik alles andere als gesundheitsförderlich sind.

Lesen Sie hier die Rezension von SZ- Tatort-Kritiker Holger Gertz:

Hannoveraner Tatort "Der sanfte Tod"
:Keiner mag den Schlachter

In "Der sanfte Tod" wimmelt es vor Schweinen, echten und Menschen, die sich wie ebensolche benehmen. Textlich ist der Film fein, inhaltlich jedoch wirkt so manches übertourt.

Von Holger Gertz

Bezeichnender Dialog:

Jan-Peter Landmann zeigt Charlotte Lindholm seinen Betrieb, als großes Finale führt er eine neue Wurstkreation vor.

Landmann: Mein Stolz, extra für Kinder - wobei, sind wir nicht alle Kinder? Die gesündeste und leckerste Wurst, die Sie in Zukunft bekommen können. (Zum Mitarbeiter gewandt:) Oder etwa doch nicht?

Mitarbeiter (grinsend): Ich hab' schon schlechtere gegessen, Herr Landmann.

Landmann (zu Lindholm): Wir stellen sie morgen der Öffentlichkeit vor. Haben Sie schon gefrühstückt?

Mitarbeiter (noch mehr grinsend): Los, reinbeißen, wohlfühlen!

Lindholm: Danke, ich bin morgens eher joghurtmäßig drauf.

Die beste Szene:

Der durchschnittliche Fernsehzuschauer, meist selbst omnivor und daher betroffen, meidet gewöhnlich TV-Dokus über die Zustände, die in Schlachthöfen herrschen. Er blendet aus, was für ein mickriges Leben so ein Schwein hat, ehe es Richtung Bolzenschussgerät läuft. Ganz am Ende dieses Krimis wird ein Dutzend Schweine aus einem Laster in die Fleischfabrik getrieben, dem Tod entgegen. Der Moment, in dem schon alle Tiere drin sind, aber eines nochmal seinem Schicksal zu entfliehen versucht - in diesem Moment möchte man als Zuseher nie wieder ein Stück Fleisch anrühren.

Die besten Zuschauerkommentare:

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Top:

Wenn er seine aalglatt-charmante Maske abnimmt, zum über Leichen gehenden Mistkerl wird und sich im nächsten Augenblick wieder maskiert, ja dann liefert Heino Ferch als skrupelloser Fleischfabrikant dem Zuschauer einen Grund, diesen Film zu Ende zu sehen. Der Kommissar aus einem anderen Tatort hat mal zum Autor dieses Textes gesagt: "Die wirklich guten Schauspieler nehmen nur dann eine einmalige Rolle im Tatort an, wenn sie den Bösewicht spielen dürfen."

Flop:

Die völlig überzeichneten Charaktere, die eigentlich schon Karikatur ihrer selbst sind. Natürlich muss der Fleischfabrikant eine überdominante Mutter haben, die allerhand todernst gemeinte Seltsamkeiten von sich gibt. Dazu kommt der erst grenzdebile, später plötzlich eiskalt berechnende Sicherheitschef Müller. Der lobt Kommissarin Lindholm mit einem schmissigen: "Spitze, Blondie, gut gemacht!"

Die Schlusspointe:

Die Vorstellung der Hannoveraner Puppenkiste geht zum Glück irgendwann zu Ende und der Tatort-Trend des Jahres setzt sich fort: Der Böse kommt davon. Immerhin dürfen alle Zuseher, die gern billiges Schweinefleisch essen, beim nächsten Einkauf mindestens ein schlechtes Gewissen haben.

Die Erkenntnis:

Es heißt immer wieder, Til Schweiger habe nur zwei, an guten Tagen vielleicht drei Gesichtsausdrücke. Maria Furtwängler ist er in puncto mimische Flexibilität dennoch überlegen.

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