"Markus Lanz" zu Klimapolitik:"Wir sind leider Gottes immer noch etwas sehr langsam"

Lesezeit: 2 min

Markus Lanz, Moderator der gleichnamigen ZDF-Talkshow. (Foto: Markus Hertrich/dpa)

Bei Markus Lanz diskutieren CDU-Minister Peter Altmaier und Autor Frank Schätzing über Klimapolitik. Das gerät kuscheliger als erwartet.

Von Kathrin Müller-Lancé

Beim letzten Mal habe man es wegen einer E-Auto-Diskussion mit VW-Chef Herbert Diess ja kaum geschafft, über die ökologische Wende zu sprechen. Das soll diesmal besser werden, kündigt Markus Lanz bei der Vorstellung seines Gastes an. Geladen ist ein literarischer Großverdiener mit Hang zur Klimarettung, Frank Schätzing. "Let's do it and have fun. Probleme zu lösen kann nämlich auch Spaß machen", schreibt dieser in seinem neuen Klima-Buch - wenn das nicht mal ein Ansatz für eine Talkshow ist.

Weil die Welt aber auch durch die Lage in Polen und Belarus und Corona im Moment recht kompliziert ist, bedarf es gleich zweier Lanz'scher Gesprächsüberleitungen ("Also, das ist das eine Thema, das andere ist Corona", "Apropos, man hätte es früher wissen können, das dritte Thema, um das es heute in diesem dritten Teil gehen soll, ist Glasgow"), bis Schätzing zu seinem Herzensthema kommen darf.

Klimakonferenz in Glasgow
:Mehr als 20 Staaten wollen Verkauf von Verbrenner-Autos beenden

Zu der Allianz gehören bislang 24 Staaten, sechs große Autohersteller sowie einige Städte und Investoren. Ob Deutschland die Erklärung unterzeichnen wird, ist noch unklar. Der scheidende Verkehrsminister Scheuer (CSU) hatte dem Vorstoß eine Absage erteilt.

Damit die ganze Sache nicht zu funny gerät, hat Lanz neben dem Bestseller-Autor auch den geschäftsführenden Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier (CDU), in seine Runde gesetzt. Eine Kombination, die durchaus Potenzial zum Schlagaustausch hätte - zumindest zu Beginn aber relativ kuschelig gerät.

Schätzing, von dem ihn duzenden Lanz als "Kommunikationsprofi" eingeführt, startet mit einer rhetorischen Umarmung des Gegners: "Ich möchte vielleicht auch mal ein kurzes Dankeschön vor der Kamera dafür aussprechen, dass Peter Altmaier sich wie, glaube ich, kein anderer Politiker mit einer Freundlichkeit und Offenheit in jede Diskussionsrunde gesetzt hat. Mein Eindruck war, dass Sie persönlich gerne mehr gemacht hätten, aber sich natürlich auch nicht gegen die Linie der Regierung stellen konnten." Treffer versenkt.

Altmaier gibt dem Herrn Schätzing gerne recht

Altmaier kann kaum anders und muss zugeben: "Es ist nicht genug und nicht schnell genug, da gebe ich Herrn Schätzing gerne recht." Und legt, wunderschön verdruckst, nach: "Ich fürchte, wir sind leider Gottes immer noch etwas sehr langsam."

Man merkt Schätzing an, dass er sich in sein neues Thema eingearbeitet hat. Eifrig referiert er über fossile Energien, blauen und grünen Wasserstoff und Dual-Fluid-Reaktoren. So richtig viel Neues ist dann aber leider doch nicht dabei. "Der Hintergrund ist, dass wir wie jede Spezies auch auf diesem Planeten nur innerhalb bestimmter physikalischer Bedingungen lebensfähig sind", ist so ein typischer Schätzing-Satz, oder: "Wir haben zu lange den technischen Stillstand subventioniert."

Deutlich schwerer macht es Minister Altmaier der dauerfragende Lanz. Ob der Ausstieg aus der Kernenergie ein Fehler war? ("Man kann nicht rein in die Kartoffeln und raus aus den Kartoffeln".) Wie viele Windräder zuletzt gebaut worden sind? ("Ich kann es Ihnen gerne morgen bei Twitter mitteilen.") Ob sich die Politik zu sehr von der öffentlichen Meinung beeinflussen lasse? ("Herr Lanz, wir leben in einer Demokratie.")

Am Ende bedankt sich Lanz bei Altmaier und hofft, dass dieser bald wiederkomme, "wenn das alles vorbei ist". - "Schauen wir mal", ist die Antwort des scheidenden Wirtschaftsministers. Er grinst dabei.

Kathrin Müller-Lancé würde gern von sich behaupten, nur in der Arte-Mediathek unterwegs zu sein. Aber dann schaut sie doch zu gern bei "RTL exklusiv" nach, was die Promis so machen. (Foto: SZ)
© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

COP26
:"Das ist weit von guten Nachrichten entfernt"

Bessere Klimaziele, neue Initiativen: Es wurde einiges verabredet in Glasgow. Doch nun zeigen Berechnungen, dass das bei Weitem noch nicht reicht.

Von Michael Bauchmüller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: