Die Geschichte, wie Deutschland seinen Bundespräsidenten Christian Wulff verlor, war eine Tragikomödie auf höchster Staatsebene. Kein Wunder, dass sie verfilmt wurde. Es spielt: Kai Wiesinger, der im Interview mit der Süddeutschen Zeitung darüber spricht, wie es sich anfühlen muss, wenn man vom höchsten Amt im Staate zum Angeklagten wird.
"Es ging darum, seinem Seelenleben nachzuspüren", sagt Wiesinger über seine Rolle als Christian Wulff. Er habe nicht bewerten wollen, sondern erleben, was der Präsident habe erleben müssen. Das sei vor allem ein "ganz starkes Gefühl von Hilflosigkeit" gewesen, Wulff habe "in einer hoffnungslosen Situation" gesteckt.
Abschlussreden im Wulff-Prozess:"Hohes Gericht, retten Sie die Höflichkeit!"
"Prozesspropaganda" sagt der Staatsanwalt, "grenzenlose Verfolgungswut" heißt es von Seiten der Verteidigung: Am wahrscheinlich letzten Tag im Wulff-Prozess vor der Urteilsverkündung haben sich Staatsanwalt, Verteidiger und auch Christian Wulff noch einmal heftig attackiert. Es geht um die Ehre.
Vieles sei für den Präsidenten sicher nur schwer zu ertragen gewesen, nicht zuletzt das Interview mit der ZDF-Moderatorin Bettina Schausten, die Wulff, der sich für Urlaube bei und mit Freunden rechtfertigen musste, tatsächlich vorgehalten hat, dass sie für eine Übernachtung bei Freunden 150 Euro bezahle. "Was soll man denn machen, wenn sie einem das vor laufender Kamera sagt?", fragt Wiesinger.
Mitleid hat der Schauspieler trotzdem nicht: "Darum geht es mir nicht", sagt der Schauspieler. Er habe die Situation nur nachvollziehbar machen wollen. Dennoch münde die Arbeit an dem Film für ihn in grundsätzlichen Fragen: "Wollen wir so miteinander umgehen? Wollen wir so respektlos sein und alles über Bord werfen zugunsten von einem schnell gemachten Skandal?" Sein selbstkritisches Fazit: "Wir sind unglaublich primitiv."
Der Rücktritt , Sat 1, 20.15 Uhr
Das vollständige Interview lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.