Frankreich:"Journal de Dimanche" beendet Streik

Geoffroy Lejeune, der neue Chefredakteur des "Journal de Dimanche", steht politisch weit rechts. (Foto: imago stock/IP3press)

Pünktlich zum ersten Arbeitstag ihres neuen Chefredakteurs beendet die Redaktion der französischen Zeitung ihren Streik - nach 40 Tagen.

Von Thomas Kirchner

Der Streik bei der französischen Sonntagszeitung Journal de Dimanche (JDD) ist nach 40 Tagen beendet. Journalisten und Gewerkschaftsvertreter hätten sich in der Nacht zuvor mit dem Eigentümer Lagardère Media News (LMN) verständigt, erklärte die Redaktion am Dienstagmittag. Die Einigung werde von 94 Prozent der Belegschaft unterstützt. Dienstag war auch der erste Arbeitstag des neuen Chefredakteurs Geoffroy Lejeune. Der 34-Jährige steht politisch weit rechts und ist ein enger Vertrauter von rechtsextremen Politikern wie Éric Zemmour und Marion Maréchal. Seine Berufung war Auslöser des Streiks, der am 22. Juni begonnen hatte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Personalie von dem Milliardär Vincent Bolloré durchgedrückt worden war, der das JDD gerade zusammen mit anderen Teilen von LMN übernommen hat. Die Zeitung stand bisher politisch in der Mitte und galt als regierungsfreundlich.

Details zu der Einigung wurden zunächst nicht bekannt, doch dürfte es um die Bedingungen gehen, zu denen Journalisten die Zeitung verlassen dürfen. Lejeune werde "eine leere Redaktion" vorfinden, hieß es in der Erklärung der Belegschaft. "Dutzende" weigerten sich, mit ihm zu arbeiten, und planten, JDD zu verlassen.

Damit würde sich wiederholen, was bei i-Télé (heute CNews) und dem Radiosender Europe 1 geschah, die Bolloré in den vergangenen Jahren gekauft hatte. Dem konservativen Medienunternehmer wird nachgesagt, die aus seiner Sicht linkslastige französische Medienlandschaft mit solchen Umbesetzungen in seinem Sinne verändern zu wollen. Der kürzlich entlassene Bildungsminister Pap Ndiaye hatte CNews und Europe 1 als "ganz klar rechtsextrem" bezeichnet. "Ich denke, dass sie der Demokratie schaden."

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