Gottschalk wechselt zu Bohlen bei RTL:Supernase sucht Supertalent

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Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen finden sich als die Supernasen des deutschen Fernsehens zusammen. Gemeinsam werden sie schon im Herbst für die RTL-Castingshow "Das Supertalent" als Juroren auftreten. Vorteilhaft ist die Liaison für beide.

Christopher Keil

Was macht eigentlich Thomas Gottschalk, wenn er nicht wie Mitte dieser Woche bei Preisverleihungen des Zeitschriftengewerbes auftaucht - völlig überraschend natürlich, weil die Preisverleihung in Hamburg, der Lead Award, von Markus Peichl organisiert wurde, der als Redaktionsleiter von Gottschalk Live tätig war? Was also macht Gottschalk, wenn er nicht Freunde glücklich macht? Er trifft sich beispielsweise mit Anke Schäferkordt, der Geschäftsführerin des Privatsenders RTL.

Es hat nicht sehr lange gedauert, bis der 62-jährige Entertainer eine neue Bühne gefunden hat. RTL wird Gottschalk wohl im Oktober zusammen mit Dieter Bohlen, 58, für die Castingshow Das Supertalent einsetzen. Für die ARD ist das insofern eine gute Nachricht, weil sie damit den bis Ende 2012 geschlossenen Vertrag mit Gottschalk lösen und ein wenig sparen kann. Gottschalk wiederum weiß, dass er es jetzt mit den Profis der deutschen Fernsehunterhaltung zu tun bekommt. Was immer man gegen die verschieden gleichen Castingshows, über Dschungel-Camp-TV oder zynische Lebenshilfe-Sendungen einwenden muss, das alles ist handwerklich sauber zusammengesetzt und aufs Publikum zugeschnitten, das RTL die Treue hält.

Dass sich Gottschalk und Bohlen nun als die Supernasen des Fernsehens zusammenfinden, ist allerdings auch sehr lustig. Als der eine Blonde noch bei Wetten, dass . . ? war, nahm ihm der andere Blonde an Samstagabenden zunehmend die jungen Zuseher weg. Gottschalk hat sich wiederholt am Niveau des durch Bohlen repräsentierten Moderationsstils gestoßen und dazu auch eine Meinung vertreten. Bohlen wuchs mit jeder Rekordquote, die Deutschland sucht den Superstar aufstellte, zum Giganten eines besonders flüchtigen Mainstreams. Man musste fürchten, dass sein Ego bald nicht mehr ins Studio passen würde.

Beide sind ziemlich spruchsicher

Zuletzt lief es allerdings nicht mehr geschmeidig, sowohl für Bohlen als auch für Gottschalk. Gottschalk hing seinem Traum eines täglichen Soloauftritts mit Gästen und guter Laune nach, dummerweise im Vorabendprogramm der ARD, was ihm zum Verhängnis wurde. Und an Bohlen machten sich plötzlich Kritiker zu schaffen.

In der Musik nennt man das eine Supergroup, wenn erfolgreiche Künstler eine neue Formation bilden oder für ein Konzert als Band auftreten. So ähnlich kann man sich das nun auch mit Gottschalk und Bohlen vorstellen, den neuen Jurybrüdern von Das Supertalent, die gewissermaßen das alte, auf den öffentlich-rechtlichen Werten basierende, und das neue, vom Kommerz befeuerte Fernsehen verkörpern. Beide sind ziemlich spruchsicher, sie können witzig sein, wenn auch bisher in völlig unterschiedlichen Tonlagen.

Wie das klingt, wenn sie im Duett bewerten und strafen, loben und lieben, werden zunächst sicher Millionen hören und betrachten wollen. Die Frage wird wie stets sein, was von der Quote im Laufe der Ausstrahlungen übrig bleibt. Andererseits ist Das Supertalent mit Bohlen allein und den nicht mehr erinnerlichen Mit-Richtern eine populäre Veranstaltungen geworden. Die fünfte und bislang letzte Staffel erzielte durchschnittlich 31 Prozent Marktanteil bei den 14 bis 49 Jahre alten Zuschauern, die sechste soll nun zusätzlich konzeptionell und dramaturgisch verändert werden, lässt RTL mitteilen.

Für Gottschalk, der lange genug bei ZDF und ARD war in seinem Leben, ist das ein ziemlich waghalsiges Engagement. Aber viele Alternativen hatte er nicht, genau genommen nur eine: aufzuhören.

© SZ vom 23.06.2012/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Immerhin wird es nicht langweilig im TV: Thomas Gottschalk und Harald Schmidt tauchen mit ihren Sendungen ab und schon bald woanders wieder auf. Damit verbleibt einzig Günther Jauch als letzter großer Moderator, doch auch er zeigt Schwächen. Neue kommen zwar nach, aber sind sie ebenbürtig? Wer kommt noch groß raus und wer sollte besser vom Bildschirm verschwinden? Stimmen Sie ab!

Carolin Gasteiger

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