Nachruf Ernst Huberty:Ein Reporter mit Stil

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Sie nannten ihn "Mister Sportschau": Ernst Huberty wurde 96 Jahre alt. (Foto: Imago Sportfotodienst/Imago/Teutopress)

Ein Betrachter, der etwas mehr sah als das, was alle sahen: Der große Fußballerklärer Ernst Huberty ist gestorben.

Von Holger Gertz

Zu den modernen Plagen des Fußballs gehören, neben dem Videoschiedsrichter, die Liveübertragungen mancher Reporter auf Sky. Klar, gegen Ohrenbluten kann jeder auch selber den Ton abdrehen. Aber manchmal ertappt man sich bei so einer Sky-Bundesliga-Konferenz doch bei dem Gedanken, wie irre das eigentlich ist, sich ankaspern lassen zu müssen von Nervensägen, die originell und witzig sein wollen, stattdessen aber penetrant und albern sind. Sie regeln alles zum Spiel des Jahrhunderts hoch, auch ein 3:3 von Stuttgart gegen Dortmund. Und sie lassen alles, was außergewöhnlich ist, im heizdeckenverkäuferartig vorgebrachten Schlachtruf "Wahnsinn" stranden, damit wird ein frühes Führungstor beschrieben, ein später Ausgleich, auch ein plötzlich einsetzender Regenguss. Wer nichts zu sagen hat, sagt mit aufgesetzter Atemlosigkeit: Wahnsinn. Und wer den Abwehrchef meint, sagt nicht Abwehrchef, er sagt "Pausenaufsicht". Die Übertragung von Begriffen aus einem anderen Sinnzusammenhang ist große Mode in der modernen Fußballreportage - und tatsächlich nur Marotte.

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