Emmy-Gewinnerin Elisabeth Moss:Königin des goldenen Fernsehzeitalters

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Glückliche Gewinnerin: Elisabeth Moss bei den Emmy Awards 2017. (Foto: AFP)

Ihre Rolle in "The Handmaid's Tale" machte Elisabeth Moss vollends zu einer feministischen Ikone. Ein Label, gegen das sich die Emmy-Gewinnerin und Scientologin zunächst wehrte.

Von Karoline Meta Beisel

Für eine Fernsehserie, die viele für die politischste dieser Zeit halten, war die Dankesrede vergleichsweise unpolitisch: Elisabeth Moss, die für ihre Rolle der Offred in " The Handmaid's Tale" am Sonntagabend den Emmy als beste Hauptdarstellerin gewann, bedankte sich bei ihrem Team, den Mit-Nominierten - und bei ihrer Mutter, die ihr beigebracht habe, gleichzeitig "gütig und ein verdammt harter Typ" zu sein. Später postete die 35-jährige Kalifornierin bei Instagram ein Foto von sich: In der linken Hand hält sie den Emmy, mit der rechten zeigt sie der Kamera den Mittelfinger.

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In der Serie hätte sie aber schon das ein Auge gekostet, mindestens. "The Handmaid's Tale" nach dem gleichnamigen Roman der kanadischen Autorin Margaret Atwood erzählt die düstere Vision einer Gesellschaft, in der Frauen nicht mal mehr ein Konto besitzen dürfen, geschweige denn eine Meinung, die sich mit den Fingern formulieren ließe. Umweltgifte haben die meisten Menschen unfruchtbar werden lassen. Christliche Fundamentalisten haben die Macht übernommen, wer, wie Offred, noch gebären kann, muss den Männern der führenden Klasse Kinder "schenken". In Deutschland ist die Serie im Fernsehangebot der Telekom zu sehen.

Moss spielt nicht zum ersten mal eine feminitische Ikone

Nach der Wahl des konservativen Machos Donald Trump zum US-Präsidenten wurde "The Handmaid's Tale" zum politischen Kommentar umgedeutet, bei der Frauenrechts-Demo im Januar gehörte "Make Margaret Atwood Fiction again" zu den meistfotografierten Schildern. Dabei hatten die Produzenten wohl vor allem Glück: Als der Streamingdienst Hulu die Serie im April 2016 in Auftrag gab, lag in den Umfragen noch Hillary Clinton vorne.

Für die bekennende Scientologin Moss ist es nicht das erste Mal, dass eine ihrer Fernsehrollen zur feministischen Ikone wird: Sieben Jahre lang war sie als ehrgeizige Werbetexterin Peggy Olson in der US-amerikanischen Erfolgsserie " Mad Men" zu sehen. Auch die zweite Fernsehproduktion, in der Moss derzeit die Hauptrolle spielt, gilt als feministische Erzählung: In der herausragenden australischen Serie " Top of the Lake" spielt Moss eine verkorkste Polizistin, die Fälle von sexuellem Missbrauch oder erzwungener Leihmutterschaft aufzuklären versucht.

Moss selbst, die als Tochter des amerikanischen Präsidenten in der Serie " The West Wing "bekannt wurde und wegen ihres Gespürs für gute Geschichten als Königin des goldenen Fernsehzeitalters bezeichnet wurde, zögerte lange, die feministischen Motive in "The Handmaid's Tale" auch als solche zu bezeichnen. "Für mich ist es eine menschliche Geschichte, weil Frauenrechte Menschenrechte sind", sagte sie bei der Premiere. Die Reaktionen darauf waren so empört, dass Moss sich später gezwungen sah, klarzustellen: "Ich spiele eine verdammte Sexsklavin, einen Brüter, einen Wirt, eine Frau, der alle Rechte, ihre Familie und Freunde genommen wurden", sagte sie. "Also ja: Es ist eine feministische Geschichte."

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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