Comic:US-Zeitungen streichen "Dilbert"

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Vor dem Fall: Der Schöpfer der berühmten Dilbert-Cartoons Scott Adams im Jahr 2006. (Foto: MARCIO JOSE SANCHEZ/AP)

Wegen rassistischer Kommentare seines Zeichners wollen mehr als hundert Zeitungen den Büro-Comic "Dilbert" nicht mehr veröffentlichen.

Von Philipp Riessenberger

Hunderte Zeitungen in den USA werden künftig nicht mehr die "Dilbert"-Comics des Zeichners Scott Adams veröffentlichen. Adams hatte am vergangenen Mittwoch in einem Livestream Schwarze als "Hass-Gruppe" bezeichnet, von der sich Weiße möglichst fernhalten sollten. Dabei bezog er sich auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Rasmussen Reports: Fast die Hälfte der schwarzen Befragten habe darin der Aussage nicht zugestimmt, dass es in Ordnung sei, weiß zu sein, so Adams. "Wie die Dinge sich zurzeit entwickeln, lautet mein bester Rat an weiße Menschen, verdammt noch mal weg von schwarzen Menschen zu kommen. Denn es gibt keine Lösung. Ihr müsst einfach fliehen", so Adams weiter.

Die Cartoons über den Ingenieur und Programmierer Dilbert persiflieren seit 1989 die amerikanische Bürokultur und sind in den USA sehr verbreitet, international werden sie in 57 Ländern gedruckt. Neben seiner Tätigkeit als Zeichner betreibt Scott Adams seit einigen Jahren einen Youtube-Kanal und war dort immer wieder mit populistischen Aussagen aufgefallen. CNN hatte berichtet, dass die Umfrage, auf die sich Scott nun bezog, schon 2017 von Mitgliedern des Diskussionsforums 4chan populär gemacht wurde - weiße Rassisten hätten sich seitdem immer wieder auf sie bezogen.

Zeitungsverlage, darunter das Medienkonglomerat USA Today Network, das mehr als 200 Zeitungen herausgibt, verurteilten die Kommentare des Zeichners als rassistisch, hasserfüllt und diskriminierend und erklärten, sie würden Adams' Cartoons nicht mehr veröffentlichen. Zu den Zeitungen, die sie künftig nicht mehr publizieren wollen, gehören unter anderem die New York Times, Los Angeles Times, Washington Post und Boston Globe. Bis 2021 erschienen sie auch auf SZ.de.

Scott Adams, 1957 geboren, wehrte sich auf Twitter gegen die Vorwürfe gegen ihn. Seine Aussagen seien aus dem Kontext gerissen worden. "Dilbert" sei aus allen Zeitungen, Webseiten, Büchern und Kalendern gecancelt worden, weil er einen Rat gegeben habe, dem jeder zustimmen würde, ("I gave some advice everyone agreed with"). Gleichzeitig bedauerte er, dass sein Ruf für den Rest seines Lebens zerstört sei und er den Großteil seines Einkommens verlieren würde.

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In die Kontroverse mischte sich bald auch Tech-Milliardär Elon Musk ein. Als ein Twitter-Nutzer in dem sozialen Netzwerk, das Musk gehört, sich gegen die Berichterstattung über Adams aussprach, antwortete Musk: "Die Medien sind rassistisch." Und schrieb: "Für eine *sehr* lange Zeit waren die US-Medien rassistisch gegen nicht-weiße Menschen, jetzt sind sie rassistisch gegen Weiße und Asiaten."

Musk hatte im vergangenen Jahr wiederholt gesagt, das frühere Management von Twitter sei bei der Moderation von Inhalten auf der Plattform zu weit gegangen und habe dadurch die Meinungsfreiheit verletzt.

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