Die Serie:Partys und Traumata

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"Babylon Berlin" erzählt einen Krimi im Berlin der Weimarer Republik. Kommissar Gereon Rath ermittelt in der Porno-Szene, kämpft aber auch mit ganz eigenen Problemen.

Von Carolin Werthmann

Der Schauspieler Volker Bruch als Gereon Rath in Babylon Berlin. (Foto: Frederic Batier/dpa)

Es ist das Jahr 1929. Der junge Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) wird von Köln nach Berlin versetzt, um dort im Umfeld eines von der Berliner Mafia geführten Pornorings zu ermitteln. Mit dem Kollegen Bruno (Peter Kurth), einem abgebrühten Kerl, beginnt Gereon in der Serie Babylon Berlin zu ermitteln.

In Charlotte (Liv Lisa Fries), die lieber Polizistin als Stenotypistin sein will und als Frau ihrer Zeit weit voraus ist, findet Gereon unerwartet Unterstützung. Denn als sich der Fall als weit mehr als eine bloße Erpressungsgeschichte entpuppt, wird Gereon zum Spielball einer skandalträchtigen Verschwörung. Im Trubel zwischen politischen Unruhen und kommunistischer Maidemonstration einerseits und Drogenrausch im Partymilieu andererseits, fällt es ihm schwer, zwischen Verbündeten und Verdächtigen zu unterscheiden. Zugleich machen ihm Traumata aus seiner Zeit im Krieg zu schaffen. Er nimmt Tabletten gegen epileptische Anfälle, eine Schwachstelle, die seine Gegenspieler bald auszunutzen wissen.

Babylon Berlin geht als bislang teuerste deutsche Produktion in die Fernsehgeschichte ein. Die 40 Millionen Euro Produktionskosten wurden vor allem durch eine neuartige Kooperation gestemmt: Zum ersten Mal arbeiteten ARD Degeto und Sky, ein öffentlich-rechtlicher und ein Bezahlsender, zusammen, wobei Sky die Serie zuerst ausstrahlen durfte: Sky-Abonnenten konnten die ersten beiden Staffeln bereits im Oktober 2017 sehen. Mit im Boot saßen die Produktionsfirmen Beta Film und X-Filme Creative Pool. Das üppige Budget und die prominente Besetzung - Hannah Herzsprung, Matthias Brandt, Lars Eidinger - ermöglichten dem Regietrio Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten, das Berlin der Weimarer Republik spektakulär zu inszenieren; als Vorlage diente der Roman Der nasse Fisch von Volker Kutscher.

Anfangs häufen sich die Ereignisse und es dauert, bis sich die zu Beginn recht verworrenen Handlungsfäden und losen Geschehnisse zu einem Zusammenhang fügen. Doch die schillernde Atmosphäre, die Rätsel um die wahren Absichten der Figuren und ein überzeugender Cast lassen über gelegentliche Ungereimtheiten und Längen hinwegsehen.

Babylon Berlin, ARD, Folge 1-3 diesen Sonntag, 20.15 Uhr, übrige Folgen donnerstags, 20.15 Uhr.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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