Die besten neuen TV-Serien:Diese Serien sollten Sie sich ansehen

Beim Wohlfühlfernsehen von "Queer Eye" bleibt vor Rührung kein Auge trocken. "Dietland" ist eine neofeministische Rachefantasie. Vier Serien, die sich gerade lohnen.

Queer Eye, 2. Staffel (Netflix)

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(Foto: Courtesy of Netflix)

Eine Gruppe schwuler Männer bringt einen sich leicht vernachlässigenden Menschen auf Vordermann - mit neuen Klamotten, flotterem Haarschnitt und schickerem Mobiliar. Wie in Umstyling-Shows üblich, propagieren auch die "Fab Five" vollkommen unhinterfragt den Zwang zur Optimierung. Aber weil Queer Eye nicht auf den Kopf, sondern das Herz zielt, ist diese Reality-Serie trotzdem eine große Freude. Die harten Themen gesellschaftlicher Realität, zumal in den Bundesstaaten Georgia und Missouri, wo die beiden ersten Staffeln gedreht wurden, werden durch persönlich-emotionale Momente präsentiert, zu denen auch die charmanten Protagonisten mit eigenen Erzählungen beitragen. Derart hemmungsloses, unterhaltsames Wohlfühlfernsehen trifft als Kontrastprogramm zu omnipräsentem Zynismus und Antiheldentum einen Nerv. Wenn einer ihrer "Klienten" am Ende einer Episode tatsächlich wieder seiner Ex-Frau näherkommt oder, wie nun in der ersten der neuen Folgen, im Örtchen Gay eine gläubige Mutter ihren schwulen Sohn mit ihrer Kirchengemeinde aussöhnt, bleibt kein Auge trocken. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Patrick Heidmann.

The Good Fight, Staffel 2 (Fox)

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(Foto: Patrick Ecclesine/FOX)

Es gehört zu den größten Vergnügen des laufenden Fernsehjahrs, Christine Baranski in The Good Fight dabei zuzusehen, wie sie ihrer Rolle der Diane Lockhart (The Good Wife) noch einmal eine ganz neue Seite abgewinnt. Sie schaltet, wie es in der Serie von Robert und Michelle King heißt, in ihren "Scheißdrauf"-Modus angesichts des täglich neue Volten schlagenden Wahnsinns aus Washington, der immer handfester auch Einfluss auf die in Chicago zu verhandelnden Gerichtsfälle hat. Doch auch mit Drogen-Microdosing, so zeigt es sich im Verlauf der 13 neuen Folgen, werden Lockhart und ihre überwiegend liberal gesinnten und afroamerikanischen Kanzlei-Kolleginnen und Kollegen dem gesellschaftspolitischen Klima in den USA (das hier unter anderem einen mörderischen Hass auf Anwälte befeuert) nicht unbedingt leichter Herr. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Patrick Heidmann.

Dietland (Amazon)

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(Foto: Patrick Harbron/AMC)

Plum Kettle (Joy Nash) ist ziemlich dick und ziemlich unglücklich - gerade im Vergleich zu ihren makellosen Kolleginnen beim Modemagazin Daisy Chain. Plum träumt von einem neuen Leben, das sie mit einem neuen Körper gleichsetzt. Den Termin für die Magenverkleinerung hat sie rot im Kalender angestrichen. Dann aber wird sie für eine feministische Untergrundbewegung angeworben - und ihre Wut über den Diätwahnsinn erwacht. Bald darauf berichten die Nachrichten von brutal ermordeten Männern, deren Leichen die Handschrift eines Mitglieds von Plums Untergründlerinnen tragen. Klar ist, dass Dietland beim US-Sender ABC vor dem Hintergrund der "#Me Too"-Debatte entstand und mächtig sarkastisch wird in der Art, wie jemand das Persönliche politisch nimmt. Dietland schert sich erfrischend wenig um Genregrenzen, emanzipiert sich vom seichten Herzkino und entpuppt sich als hemmungsloser neo-feministischer Rachefeldzug. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Runa Behr.

The Staircase (Netflix)

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(Foto: Netflix)

Der französische Regisseur Jean-Xavier de Lestrade hat im Jahr 2002 den Gerichtsprozess in Durham, North Carolina, gegen den Schriftsteller Michael Peterson zu einer Doku-Serie verarbeitet. Peterson stand im Verdacht, seine Ehefrau Kathleen getötet zu haben. Doch die Beweislage war voller Widersprüche. Die offenzulegen, ist wichtig für die Einschätzung jenes Moments, zu dem The Staircase immer wieder zurückkommt. Der Augenblick am 9. Dezember 2001, in dem Peterson den Notruf wählt und mit wimmernder, überschnappender Stimme schildert, wie seine Frau am Fuß der Treppe in ihrem Blut liegt. Lestrades 2004 veröffentlichte, preisgekrönte Dokuserie mit ihren zunächst acht Teilen würde man heute dem extrem gefragten True-Crime Genre zurechnen (Serial, Making a Murderer). Damals lief The Staircase als Nischenprodukt im linearen Fernsehen (in Deutschland bei Arte), das mit dem Format natürlich ein bisschen überfordert war. Es wirkte sperrig, ungewöhnlich, experimentell. Das alles muss man sagen, weil Lestrade dranblieb, zwei weitere Episoden drehte und jetzt auch das Ende des wiederaufgenommenen Prozesses verfolgte. Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Claudia Tieschky.

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