Cross-overs in Fernsehserien:Besuch der Superhelden

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Die Legends of Tomorrow machten vergangene Woche Serien-Ausflüge. (Foto: Warner Bros.)

Superhelden aus gleich vier amerikanischen TV-Serien hatten in der vergangenen Woche Gastauftritte in Serien von anderen Superhelden. Warum die Idee des Cross-over so beliebt ist.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Einen der besten Momente der Fernsehgeschichte, erstmals zu sehen vor mehr als 30 Jahren in der US-Serie Cheers, konnten selbst treue Fans der Sitcom nicht verstehen. In jener Serien-Bar in Boston, in der Cheers spielt, tauchen plötzlich drei Fremde auf. Sie sprechen über ihren Beruf und über ein autistisches Kind. Es sind die Ärzte des St.-Eligius-Krankenhauses im Süden der Stadt, die sich nach einem harten Arbeitstag einen Drink genehmigen.

Ein großer TV-Moment war das deshalb, weil diese drei Ärzte die Protagonisten einer anderen Serie waren - St. Elsewhere, in Deutschland bekannt unter dem Titel Chefarzt Dr. Westphall.

Die Episode ist eine sogenannte "Crossover-Folge", bei dem die Figuren einer TV-Serie in die Handlung der anderen eingebettet werden. Nur: Die deutschen Zuschauer konnten das nicht verstehen, weil diese Cheers-Folge hier erst 1995 gezeigt wurde - und die Krankenhausserie bereits im Jahr 1991.

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Vor ein paar Wochen gab es in den Vereinigten Staaten ein gewaltiges Crossover-Projekt zu bestaunen, an dem gleich vier Superhelden-Serien beteiligt sind: Es begann am Montag mit einer Folge von Supergirl, ging am Dienstag und Mittwoch weiter mit The Flash und Arrow und wurde am Donnerstag mit einer Episode von DC's Legends of Tomorrow abgeschlossen.

Eine Vier-Serien-Kombination aus dem sogenannten "Arrowverse" (dem fiktiven Universum, in dem sich die Superhelden bewegen) ist freilich eine Festwoche für die Fans dieser Serien. Oder besser gesagt: Für die Zuschauer in den USA oder weltweit all jene, die sämtliche Serien zeitnah über Streamingportale sehen können.

Für viele Episoden gibt es noch keine konkreten deutschen Termine

Im frei empfangbaren deutschen Fernsehen lässt sich dieses Crossover-Projekt freilich nicht so präzise koordinieren wie in den USA, wo alle vier Serien auf dem Sender The CW zu sehen sind.

Pro Sieben strahlt derzeit die erste Staffel von Legends of Tomorrow aus, die Crossover-Folge jedoch wird die siebte Folge der zweiten Spielzeit sein. Für die Episoden von Supergirl, The Flash und Arrow gibt es derzeit ebenfalls noch keine konkreten deutschen Termine.

Der deutsche Zuschauer wird dieses Fernsehereignis mal wieder verpassen. Wie schon so oft, weil eine der beteiligten Serien nicht oder erst viel später hier zu sehen war: Eine Folge der Mystery-Serie A kte X etwa wurde im Stil der Realityshow COPS gedreht, bei der Sitcom Der Prinz von Bel-Air streitet sich Will Smith mit einem der Protagonisten von Die Jeffersons, der amerikanische Sender NBC veranstaltete im Jahr 1994 den "Blackout Thursday" für den in den Serien Friends, Mad About You und Madman of the People der Strom ausfiel, und lockte so fünf Millionen Zuschauer mehr als sonst vor den Fernseher.

Symbol für die neue Einheit des deutschen Fernsehens

Das bedeutet freilich nicht, dass den Deutschen sämtliche Crossover-Projekte entgehen. Sie konnten sehen, wie die Kriminalautorin Jessica Fletcher aus Mord ist ihr Hobby den von Tom Selleck verkörperten Privatdetektiv Magnum auf Hawaii trifft. Wie Alf davon träumt, auf Gilligans Insel gelandet zu sein. Oder wie in der Sitcom Two and a Half Men plötzlich Elemente der Krimiserie CSI auftauchen.

Und natürlich gibt es auch deutsche Crossover-Projekte: 1990 ermittelte Horst Schimanski aus dem Tatort gemeinsam mit Kollegen des Polizeiruf 110 - ein Symbol für die neue Einheit des deutschen Fernsehens.

Drei Jahre nach dem Crossover in Cheers übrigens, im Mai 1988, lief die letzte Folge von Chefarzt Dr. Westphall. Die lässt sich so interpretieren, dass sich der autistische Junge die komplette Serienhandlung nur eingebildet hat. Wegen des Crossovers wäre so natürlich auch Cheers: reine Fantasie.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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