Tourismus:Tierschutz-Expertin: Elefanten-Tourismus setzt Gewalt voraus

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München (dpa/tmn) - Elefantenreiten wird Asien-Urlaubern angeboten. Warum das meist Tierquälerei ist, und wie man das seinem Kind erklärt, weiß sie Tierschützerin und Biologin Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife.

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München (dpa/tmn) - Elefantenreiten wird Asien-Urlaubern angeboten. Warum das meist Tierquälerei ist, und wie man das seinem Kind erklärt, weiß sie Tierschützerin und Biologin Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife.

Wo gibt es Elefanten-Tourismus?

Daniela Freyer: In vielen asiatischen Ländern, allen voran Thailand. Dort werden um die 4000 Elefanten für den Tourismus gehalten. Aber das Problem betrifft auch Laos, Kambodscha, Indonesien, Indien oder Sri Lanka. Die Palette ist breit: Es gibt einmal das Elefantenreiten, aber auch Prozessionen, bei denen Elefanten geschmückt werden. Das hat aber wenig mit einem religiösen Ritual zu tun, sondern ist oft eine reine Touristenattraktion. Und dann gibt es viele Elefantencamps, wo man die Tiere baden und füttern kann und wo sie vorgeführt werden.

Was ist das Problem an diesen Attraktionen?

Freyer: Meist sieht das ganz harmlos aus. Aber kaum einem ist bewusst, mit welcher Grausamkeit die Tiere gefügig gemacht werden. Viele Tiere stammen aus freier Wildbahn. Sie werden aus ihren Herden gerissen, die Familienmitglieder zum Teil getötet. Den Jungtieren wird dann ihr Wille gebrochen, durch anbinden, Schläge und Wasserentzug. Irgendwann akzeptieren sie den Menschen als Herren.

Kann ich das als Tourist erkennen?

Freyer: Das sieht man den Tieren nicht auf den ersten Blick an. Aber wenn man genau hinschaut, sieht man oft Spuren der Eisenhaken, die den Tieren in empfindlichen Körperstellen gestochen werden. Man sieht dann Narben und Verletzungen. Aber den meisten Touristen fällt das nicht auf. Sie lassen sich vom schönen Schein einlullen. Oft wird so getan, als basiere das alles auf einer langen Tradition.

Sollte ich als Tourist also alle Elefantenshows meiden?

Freyer: Wir raten ganz klar von allen Attraktionen ab, die den direkten Kontakt mit dem Menschen ermöglichen. Und auch von Zirkusstücken und Prozessionen, weil die Tiere dafür mit Gewalt gefügig gemacht werden. Füttern, baden, reiten - damit ein Wildtier so etwas zulässt, muss sein Wille gebrochen werden. Das geht manchmal aber schief: In den vergangenen sieben Monaten sind mindestens elf Menschen von Elefanten getötet worden. Am besten ist es, die Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Finger weg von Tieren in Gefangenschaft!

Wie erkläre ich das im Urlaub meinem Kind, das unbedingt einmal auf einem Elefanten reiten will?

Freyer: Die verstehen das, wenn man sagt: „Dem Elefant gefällt das nicht. Der möchte lieber mit seiner Familie durch den Dschungel laufen und nicht angekettet sein.“ Man muss den Kindern erklären, dass diese Tiere eigentlich in freier Wildbahn leben, mit Mutter, Geschwistern und Tanten. Im übrigen würde ich als Elternteil mein Kind nie auf einen Elefanten setzen, das kann lebensgefährlich sein.

Wie verhält sich die Reiseindustrie?

Freyer: Da bewegt sich was. Es gibt einige Veranstalter, die sich von jeglichem Tourismus mit gefangenen Elefanten verabschiedet haben. Es werden mehr. Wir hoffen, dass eine grundsätzliche Kehrtwende stattfindet. Auf Rundreisen ist die Elefantentour oft ein Tagesausflug. Ich würde nicht bei diesem Veranstalter buchen und ihm meine Meinung mitteilen: „Ich habe mich für jemand anderes entschieden, denn das ist Tierquälerei“.

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