Dresden:Schweinepest: Sachsen in Vorbereitung auf möglichen Ausbruch

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Nach dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Polen nahe der deutschen Grenze wächst in Sachsen die Sorge vor der Seuche. "Wir beobachten die...

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Dresden (dpa/sn) - Nach dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Polen nahe der deutschen Grenze wächst in Sachsen die Sorge vor der Seuche. „Wir beobachten die Situation in Polen sowie in anderen EU-Mitgliedsstaaten hinsichtlich der Afrikanischen Schweinepest sehr genau“, sagte Jörg Förster des auch für Gesundheits- und Veterinärwesen zuständigen Verbraucherschutzministeriums. Sachsen stehe in engem Austausch mit dem Bund, den Nachbarländern und den Kommunen. Im Falle eines Ausbruchs gebe es entsprechende Meldeketten, die verantwortlichen Akteure seien stets in Rufbereitschaft.

Rund 80 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze ist in Polen in den zurückliegenden Tagen die Afrikanische Schweinepest bei mehr als 20 Wildschweinen nachgewiesen worden. Auch in Brandenburg wächst die Sorge, die Seuche könnte über die Grenze gelangen.

Sachsen bereitet sich in den nächsten Tagen zudem mit einer großangelegten Tierseuchenübung auf einen möglichen Ausbruch vor. Vom 2. bis zum 5. Dezember sollen an mehreren Orten unterschiedliche Szenarien durchgespielt werden. Unter anderem wird das Suchen von Kadavern im Wald mit Drohnen und Wärmebildkameras geprobt, das Aufstellen von Abwehrzäunen sowie die Simulation eines Seuchenausbruchs in einem Bestand von Hausschweinen.

Bereits seit dem Frühjahr wird die viertägige Großübung vorbereitet, damit im Ernstfall die Kommunikation zwischen Kommunen, Behörden, Jägern und Landwirten reibungslos klappt. Bei einem Ausbruch im Freistaat oder in direkter Grenznähe wird ein Krisenstab einberufen und das Landestierseuchenbekämpfungszentrum (LTBZ) aktiviert. „Wir sind so gut es geht vorbereitet“, so Förster. Für den Menschen sind die Viren ungefährlich, für Wild- und Hausschweine aber meist tödlich.

Bereits seit dem Ausbruch im Sommer 2017 in Tschechien laufen im Freistaat Sicherheitsmaßnahmen. So wurden unter anderem die mehr als 3000 sächsischen Schweinehalter über Risiken aufgeklärt. Die Landwirte sind angehalten, Zäune zu überprüfen sowie Fahrzeuge und Technik korrekt zu reinigen. Rund 669 000 Hausschweine gibt es derzeit in Sachsen. Sollte ein Befall festgestellt werden, droht ein sofortiger Exportstopp, zudem müssen die betroffenen Bestände vernichtet werden.

„Wir sind in Sorge, dass das Virus nun die Grenze überspringt“, sagte Juliane Bergmann vom Landesbauernverband. Selbst wenn die Seuche nur bei Wildschweinen ausbricht, sind die Landwirte etwa von der Einrichtung von Sperrbezirken betroffen. Dann dürfen sie keine Tiere mehr transportieren. „Besonders drastisch ist es natürlich, wenn die eigenen Bestände betroffen sind“, so Bergmann. Dann müssten alle Tiere im Bestand gekeult werden.

Auch die Bevölkerung ist gefragt: Mit Postkarten und Infomaterial etwa in Naturparks macht das Verbraucherschutzministerium auf das Problem Schweinepest aufmerksam. Denn als größter Risikofaktor gilt die Verbreitung des Virus durch den Menschen - etwa durch infizierte und weggeworfene Lebensmittel, die von futtersuchenden Wildschweinen gefressen werden oder die Verunreinigungen an Fahrzeugen.

Auch mit der zunehmenden Bejagung von Wildschweinen soll das Risiko minimiert werden. Es mache einen großen Unterschied für die Übertragung des Virus, ob auf zehn Quadratkilometern zwei oder 50 Wildschweine lebten, so der Vizepräsident des Landesjagdverbandes, Wilhelm Bernstein. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweinepest den Weg nach Sachsen findet, sei hoch. „Aber wir sind vorbereitet.“ Wer im Wald ein totes Wildschwein entdecke, sollte es keinesfalls anfassen, warnte Bernstein. Stattdessen so schnell wie möglich Jäger oder Polizei informieren. Jeder Jäger sei mit einem Set ausgerüstet, mit dem er rasch Proben entnehmen könne.

Kommt die Seuche tatsächlich nach Sachsen, bangen die Jäger auch um die Erlöse für das heimische Wildbret - gerade in der Weihnachtszeit. Viele Menschen seien sehr vorsichtig, auch wenn das Virus nicht auf den Menschen übertragbar sei. Schon jetzt sei eine deutliche Zurückhaltung beim Kauf von Wildbret zu spüren, so Bernstein.

2018 wurde in Sachsen die Jagd auf Schwarzwild erleichtert, unter anderem ist nun die Fangjagd möglich oder das Jagen bei Nacht mit Hilfe von Nachtsichtgeräten. Im Jagdjahr 2017/2018 wurden in Sachsen nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums 45 300 Wildschweine erlegt - und damit deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Im Jagdjahr 2018/19 sank die Zahl wieder etwas auf rund 36 000.

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