Wuppertal:114 Euro: Fachleute beklagen zu geringes Taschengeld im Heim

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Alte Menschen, die Sozialhilfe zur Finanzierung ihres Heimplatzes brauchen, bekommen dort nach Auffassung von Fachleuten viel zu wenig Taschengeld. "114 Euro - das reicht in vielen Fällen nicht für Kleidung, Schuhe und Freizeitgestaltung", kritisierte der Pflegeexperte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, Frank Wübbold.

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Alte Menschen, die Sozialhilfe zur Finanzierung ihres Heimplatzes brauchen, bekommen dort nach Auffassung von Fachleuten viel zu wenig Taschengeld. „114 Euro - das reicht in vielen Fällen nicht für Kleidung, Schuhe und Freizeitgestaltung“, kritisierte der Pflegeexperte des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, Frank Wübbold.

„Ganz schwierig wird es bei Rauchern“, sagte die Chefjustiziarin des Pflegeschutzbundes BIVA, Ulrike Kempchen. Oder wenn inkontinente Menschen besonders viel Kleidung benötigten oder Bewohner sich zusätzliche Medikamente und Salben kauften, sei das Geld schnell aufgezehrt. Am häufigsten werde das meiste Geld für Friseurtermine, Fußpflege und Medikamentenzuzahlungen ausgegeben.

Der sogenannte Barbetrag ist gesetzlich auf 27 Prozent des Sozialhilfe-Eckregelsatzes festgelegt - aktuell genau 114,48 Euro. Das Taschengeld fließt aus der Sozialhilfe, Selbstzahler bekommen die Leistung natürlich nicht.

2017 bezogen laut Statistischem Landesamt NRW-weit gut 60 000 Menschen Sozialhilfe für die Finanzierung ihres Altersheimplatzes. Das entspricht 37,5 Prozent der knapp 170 000 Altersheimbewohner im Bundesland. Die Sozialhilfequote lag damit in NRW deutlich über dem Bundesschnitt 2017 von knapp 30 Prozent.

Beide Pflegefachleute kritisierten, dass der Anteil der Altenheim-Bewohner mit Sozialhilfeförderung seit Jahren wieder stark ansteige. „Das Versprechen bei der Einführung der Pflegeversicherung 1995 „Wir holen die Leute raus aus der Sozialhilfe“ ist nicht eingelöst worden, sagte Wübbold.

Der BIVA schätzt, dass aktuell schon fast die Hälfte der Bewohner in Pflegeheimen auf staatliche Förderleistungen angewiesen ist. Die 2018-er Zahlen will das Statistische Landesamt Ende Juli veröffentlichen.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert, den Eigenanteil der Altenheimbewohner auf 15 Prozent der Gesamtkosten zu deckeln. So soll vermieden werden, dass ihr Vermögen in kurzer Zeit aufgezehrt wird und sie - oft nach lebenslanger Arbeit - im Alter zu Sozialhilfeempfängern werden.

Die Verwaltung des Taschengeldes werde von den alten Menschen oft den Einrichtungen übertragen. Diese dürften dafür aber keine Gebühren verlangen und von den Geldern auch nichts - etwa zum Ausgleich anderer Forderungen - einbehalten, betonte Kempchen. Das Geld müsse voll den alten Menschen zu Gute kommen - etwa für besondere Getränke neben dem kostenlosen Angebot des Pflegeheims, Geschenke, Körperpflegemittel oder Friseurbesuche.

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