Berlin (dpa/bb) - Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die Caritas-Krankenwohnung für Wohnungslose besucht. Er wolle auf die Not der Menschen aufmerksam machen, sagte er am Freitag vor Ort in Berlin-Moabit. Wenn viele Nöte zusammenkämen, fielen Menschen durch alle mögliche Raster. Umso wichtiger seien die Begleitung dieser Menschen, die persönliche Nähe und die Herzlichkeit der Beziehungen.
In der Krankenwohnung der Caritas werden obdachlose Menschen rund um die Uhr sozial, medizinisch, pflegerisch und auch seelsorgerisch versorgt. Vier bis acht Wochen verbringen sie hier im Schnitt. Einige sind gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden, andere kommen über das Caritas-Arztmobil oder die Caritas-Ambulanz hierher. „Wir sind gut vernetzt“, sagte Caritas-Direktorin Ulrike Kostka. Auch über Arztpraxen, die Kältehilfe und Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren die Menschen von der Krankenwohnung, die es seit 2018 gibt.
Zu gesund für das Krankenhaus, zu krank für die Straße
Nicht alle Gäste haben eine Krankenversicherung, behandelt werden sie trotzdem von den hauptamtlichen Pflegekräften und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern sowie den 22 ehrenamtlichen Ärzten. Das Team hilft beispielsweise auch bei Anträgen auf Grundsicherung oder der Vermittlung in Pflege-WGs. Manchen Gästen fehlen Gliedmaßen, andere kommen unterkühlt und mit Blutdruckproblemen hierher. In der Anfangszeit kurierten sie hier eher eine starke Grippe aus, heute kommen der Caritas zufolge Menschen mit Diabetes oder Tumoren.
In der Einrichtung in dem ehemaligen Krankenhaus stehen in Einzel- bis Vierbettzimmern 20 Betten zur Verfügung, davon sind 5 für die Palliativversorgung schwerstkranker wohnungsloser Menschen vorgesehen. Der Bedarf übersteigt das Angebot bei Weitem: Täglich gibt es etwa fünf Anfragen. Gerne würde die Caritas das Angebot auf 25 Betten ausbauen, doch die Finanzierung für das laufende Jahr war nicht gesichert: Es fehlten 285.000 Euro.
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