Ein kurzer Wortwechsel, und die Stimmung zwischen Teenagern und Eltern ist am Tiefpunkt - mal wieder. Damit das Zusammenleben mit Jugendlichen nicht zum täglichen Kampf gegen den Frust wird, erklärt Erziehungsexpertin Monika Czernin, wieso sich viele Eltern und Jugendliche über die gleichen Probleme streiten.
1. Vereinbarungen gelten neuerdings offenbar nur für eine Seite: die Eltern. Die Jugendlichen hingegen finden es völlig in Ordnung, nie zur abgemachten Zeit daheim zu sein. Mutter und Vater können schon froh sein, wenn sie über die Verspätung informiert werden. Dabei scheint Wahrheit zu einem recht dehnbaren Begriff geworden zu sein.
Eltern irren, wenn sie davon ausgehen, dass ihr Kind mit seiner Unpünktlichkeit einen Machtkampf gewinnen will. Jugendliche haben einfach andere Prioritäten: "Lieber sollen sich die Eltern daheim ärgern - ein Ort, der in dem Moment für Jugendliche auf dem Mars liegt - als dass sie vor ihren Freunden schlecht dastehen, weil sie als einzige so früh gehen müssen", erklärt Monika Czernin. Zudem vergessen Jugendliche beim Entdecken der Welt die Zeit. Sie denken nicht jede halbe Stunde an zu Hause.
Eltern können ihren jugendlichen Nachwuchs nicht mehr kontrollieren oder erziehen. Sie können nur an die Verantwortung der Jugendlichen appellieren: "Ich kann dich nicht mehr beschützen, wenn du aus dem Haus gehst, du bist nun selbst für dich verantwortlich." Gleichzeitig können sie Tochter und Sohn auf Gefahren aufmerksam machen, etwa darauf, dass sie nicht mehr sicher fahren oder rechtzeitig reagieren können, wenn sie betrunken mit dem Fahrrad unterwegs sind.
Wichtig sind überzeugende Argumente. Eltern können mit den Jugendlichen praktische Überlegungen diskutieren und dabei klarmachen: Es geht um deine Sicherheit und nicht um das Einhalten irgendeiner Regel. Dann mag es sogar sinnvoll sein, dass der Jugendliche länger ausgeht, wenn er dafür nicht allein mit der Bahn heimfahren muss, sondern gemeinsam mit Freunden.