Nationalsozialismus:"Ich war mein ganzes Leben lang alleine"

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Schattenhafte Kindheit: Rolf Klein in seinem Wohnzimmer vor den wenigen Unterlagen zu seiner Herkunft. (Foto: Jakob Wetzel)

Die Nationalsozialisten verschleppten im Zweiten Weltkrieg Tausende Mädchen und Jungen, um sie "einzudeutschen". Viele wissen bis heute nicht, wie sie eigentlich heißen und woher sie stammen. Nun können drei Betroffene endlich auf eine Entschädigung hoffen.

Von Jakob Wetzel

Hermann Lüdeking glaubte lange, er habe sich alles nur ausgedacht. Sein ganzes Leben lang hatte der pensionierte Ingenieur, der heute in Bad Dürrheim zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb lebt, diese Bilder im Kopf: Fresken an der Decke eines Bahnhofs. Und eine Straßenbahn, die nicht auf der Straße fährt, sondern auf dem Gehweg, "wie abwegig", dachte er immer. Doch dann stand Lüdeking in Łódź, und er sah die Tram über den Gehweg fahren. Später war er in Kalisz, knapp 100 Kilometer weiter westlich, und erkannte die Bahnhofsdecke wieder. Es gab diese Orte wirklich. Und er war offenbar einmal dort gewesen. Hier könnte er also richtig sein, endlich. Irgendwie.

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