Lebensmittel-Kennzeichnung:Ampel vor dem Aus

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Dem Verbraucher wird die Verantwortung für gesunde Ernährung wohl nicht abgenommen - das EU-Parlament hat die Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel abgelehnt. Wer gesund einkaufen will, soll die Leselupe trotzdem bald zu Hause lassen können.

Es hätte so einfach sein können: Die Suche nach gesunden Lebensmitteln im Supermarkt wäre deutlich unkomplizierter geworden. Dem Verbraucher wird es in Zukunft aber wohl nicht erspart bleiben, sich mit den Produkten im Einkaufskorb genauer auseinanderzusetzen - sofern er sich ausgewogen ernähren will.

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Das Europaparlament in Straßburg hat die von Verbraucherschützern und Ärzteverbänden geforderte Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel abgelehnt. Damit müssen Fertigprodukte wie Pizza, Cornflakes oder Limonade auch künftig nicht mit roten, gelben oder grünen Symbolen für einen hohen, mittleren oder niedrigen Anteil an Zucker, Fett oder Salz gekennzeichnet werden.

Immerhin: Stattdessen soll auf den Packungen gut sichtlich der Brennwert in Kalorien angegeben werden. Außerdem sollen Hersteller zu klaren Angaben über eine Reihe von Bestandteilen wie Fett, Salz, Zucker, Eiweiß oder ungesättigte Fettsäuren verpflichtet werden. So soll es zumindest etwas einfacher werden, getarnte Kalorienbomben zu entlarven.

Für die von der Lebensmittelindustrie heftig bekämpfte Ampel-Lösung stimmten vor allem grüne und linke Abgeordnete. Die Konservativen lehnten die Lebensmittel-Ampel hingegen ab. Diese Kennzeichnung sei zu simpel und wissenschaftlich nicht begründet, betonte die Berichterstatterin Renate Sommer (CDU).

Nach der ersten Lesung im Parlament geht die Vorlage nun an den Ministerrat, in dem die 27 EU-Staaten vertreten sind. Im Rat gibt es bisher keine einheitliche Position. Das Europaparlament hat in der Frage ein Mitentscheidungsrecht. Parlament und Rat müssen sich somit auf einen Kompromiss einigen.

Die Lebensmittelindustrie dürfte sich wohl ins Fäustchen lachen ob der Entscheidung des Parlaments. Schließlich hätte ein dicker roter Punkt auf den überzuckerten Frühstücksflocken dem einen oder anderen Hersteller das Geschäft vermiest.

Denn Experten gehen davon aus, dass die Ampel-Kennzeichnung die Verbraucher zum Nachdenken über gesunde Ernährung anregen würde.

Die Gegner führten an, dass bei der Ampelkennzeichnung auch Apfelsaft einen roten Punkt bekommen würde - wegen zu hohem Zuckergehalt. Cola Light hingegen würde als grün und damit gesund gekennzeichnet werden.

Auch wenn die Lebensmittel-Ampel eine gewisse Grundbildung über Ernährung wohl nicht ersetzen würde: Die Befürworter gehen davon aus, dass man mit der farblichen Hilfe unkompliziert und gesünder einkaufen kann - und dazu weder eine Leselupe noch ein Lebensmittelabitur braucht.

© sueddeutsche.de/afp/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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