Beim Thema Gleichberechtigung kochen die Emotionen oft ganz schön hoch. Woran liegt das?
Die Geschlechterfrage hat nicht nur eine gesellschaftliche Dimension, sie hat auch eine ganz intime Qualität. Viele Frauen - auch viele Feministinnen - verlieben sich in Männer, viele Männer verlieben sich in Frauen und damit landen all die politischen Geschlechterfragen in der privaten Sphäre. Die alte Phrase, dass das Persönliche politisch ist, gilt bei diesem Thema ganz besonders. Wir können nicht über Gleichberechtigung reden ohne über Familie zu reden, über Sexualität, über Liebe und über Romantik.
Macht der Feminismus die Liebe kaputt?
Unser Ideal der romantischen Liebe stellt der Feminismus mit Sicherheit in Frage. Aber dieses Ideal ist das Unromantischste, das es gibt. Es gibt zahlreiche Studien, die herausgefunden haben, dass der Sex in gleichberechtigten Partnerschaften besser sein kann. Dass die Frau eine selbstbestimmte Partnerin ist, die Ja oder Nein sagen kann, sollte fürs Sexleben kein Problem sein. Für wen das ein Problem ist, dem kann es unmöglich um Liebe und Romantik gehen.
Außerdem wird uns ständig suggeriert, dass eine monogame Zweierbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau die einzige Möglichkeit ist, glücklich zu werden. Ich bin eine hoffnungslose Romantikerin und glaube an die Liebe. Ich glaube nur nicht, dass jede Liebe in die gleiche Box passt - meine tut es nicht.
Wie sieht Ihre Liebe aus?
Derzeit habe ich einen Partner, aber ich bin polyamourös. Das heißt, ich kann und will mich nicht auf eine einzelne Person festlegen und unterscheide zwischen Haupt- und Nebenbeziehungen. Doch im Moment habe ich die intensivste Beziehung sowieso zu meiner Arbeit.