Königliche Hochzeit in Schweden:Jawort ohne Publikum

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Im Vorfeld hatte die Liaison zwischen Kronprinzessin Victoria und Daniel Westling für Wirbel gesorgt. Für die Hochzeit interessieren sich die Untertanen nun überraschenderweise nicht.

Gunnar Herrmann

Die Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria droht zu einer herben Enttäuschung für die Tourismusbranche zu werden. Denn bislang scheinen die Feierlichkeiten am 19. Juni nur wenige Leute so sehr zu interessieren, dass sie dafür eine Reise an den Mälarsee auf sich nehmen. Wer in diesen Tagen noch ein Hotel für das Festwochenende sucht, der findet im Internet jedenfalls freie Zimmer in allen Preisklassen und sogar einige Sonderangebote. Sehr zum Leidwesen der Hoteliers, die auf rekordgroßen Ansturm gehofft hatten.

Nun beklagen Busfirmen und Bahn die überraschend schwache Nachfrage. Das staatliche Eisenbahnunternehmen SJ schickt am 19. Juni Sonderzüge aus der Provinz nach Stockholm, um Schaulustige in die Hauptstadt zu bringen. Bislang ist jedoch nur der Zug aus Göteborg einigermaßen voll. In Malmö und Falun dagegen läuft die Buchung der "Hochzeitszüge" schleppend.

Abgekühltes Hochzeitsfieber

Die zuständige Projektleiterin erklärte vergangene Woche in einem Zeitungsinterview gar, das Geschäft sei "tot wie ein Stein". Ähnliches berichtet der Busunternehmerverband - in mehreren Orten Schwedens wurden Sonderfahrten zur Hochzeit mangels Interesse abgesagt. So weit will man bei der Bahn allerdings noch nicht gehen. Eine SJ-Sprecherin sagte am Montag: "Wir fahren auf jeden Fall und hoffen, dass sich eine Menge Leute kurzfristig für die Reise entscheiden."

Auf dem platten Land kühlt sich das Hochzeitsfieber ebenfalls merklich ab. Einige Kommunen haben Veranstaltungen zu Ehren von Victoria und ihrem Bräutigam Daniel Westling ganz eingestellt. Das südwestschwedische Städtchen Borås etwa strich ersatzlos die Pläne, das Jawort auf einer Leinwand zu übertragen. Das Interesse sei doch nicht so groß, da gebe man das Geld lieber für anderes aus, sagte eine Rathausmitarbeiterin der Nachrichtenagentur TT.

In Stockholm trifft die Flaute auch Privatleute, die gehofft hatten, Touristen in ihren Wohnungen zu beherbergen. Auf der Kleinanzeigenseite blocket.se finden sich unter dem Suchbegriff "Royal Wedding" Hunderte Mietangebote für das Festwochenende. Zum Beispiel jenes von Emanuel Christiansson, der zwei Nächte in seinem 33-Quadratmeter-Domizil für umgerechnet etwa 400 Euro feilbietet. Ein paar Interessenten hätten sich gemeldet, sagt er, aber die seien unentschlossen. Die Erwartungen seien wohl überzogen gewesen. "Ich glaube, es werden ganz einfach nicht so viele Leute zur Hochzeit kommen."

© SZ vom 08.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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