Gesellschaft - Hannover:Arzt im Fall Igor K. kritisiert Wissenschaftsministerium

Deutschland
Ein Schild steht an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Foto: Julian Stratenschulte/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz an der Medizinischen Hochschule Hannover im Fall Igor K. hat der Arzt des mutmaßlichen Clanmitglieds die Politik kritisiert. Die Entlassung des MHH-Vizepräsidenten Andreas Tecklenburg sei unangemessen, sagte der Leiter der MHH-Klinik für Unfallchirurgie, Prof. Christian Krettek, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Montag). "Es ist im Wissenschaftsministerium bekannt, dass und zu welchen Konditionen in der MHH ausländische Patienten behandelt werden." Der Unfallchirurg erklärte, ein- bis zweimal im Monat Menschen mit Schussverletzungen auf dem OP-Tisch zu haben, Igor K. sei daher zunächst nicht als besonderer Patient erschienen.

Das mutmaßliche Clanmitglied Igor K. aus Montenegro war zwei Wochen lang in Hannover behandelt worden, nachdem in seiner Heimat ein Mordanschlag auf ihn verübt worden war. Die deutsche Polizei ging von Verbindungen zur organisierten Kriminalität aus und befürchtete einen Anschlag in der Klinik. Wegen des Falls war der Vertrag mit Tecklenburg aufgelöst worden. Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) sprach von Defiziten bei der Meldekette in der MHH und konstatierte "ein mangelndes Bewusstsein für die Gefahrenlage".

Zuvor hatte sich Krettek in der Wochenzeitung "Die Zeit" gegen Vorwürfe gewehrt, die Identität des Patienten nicht ausreichend geprüft zu haben. Die Gesamtkosten für den Polizeieinsatz an der MHH liegen laut Innenministerium bei rund einer Million Euro.

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