Frankfurt am Main:Antisemitismusbeauftragter: Verunsicherung gewachsen

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Uwe Becker (CDU), Antisemitismusbeauftragter in Hessen, spricht. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker sieht seit dem Anschlag auf die Synagoge von Halle zunehmende Verunsicherung und Sorge auch bei vielen in...

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker sieht seit dem Anschlag auf die Synagoge von Halle zunehmende Verunsicherung und Sorge auch bei vielen in Hessen lebenden jüdischen Menschen. Die bisher eher als abstrakt empfundenen Gefahren seien plötzlich konkret geworden, sagte Becker der Deutschen Presse-Agentur. „Da spürt man schon eine tiefe Verunsicherung bei vielen Jüdinnen und Juden, die sich fragen: Haben wir, haben unsere Kinder noch eine sichere Zukunft in Deutschland, in Hessen? Das ist schon schlimm, wenn man das von Hessinnen und Hessen hört.“

Die hessische Landesregierung habe nach dem Anschlag an Yom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, Gespräche mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden und der jüdischen Gemeinde Frankfurt zum aktuellen Stand der Sicherheitsmaßnahmen geführt, sagte Becker. Anschließend habe es in den vergangenen Monaten eine Prüfung gegeben, „an welchen Stellen in welchen jüdischen Einrichtungen Maßnahmen notwendig sind“.

Parallel habe der hessische Landtag für den diesjährigen Haushalt 5,5 Millionen Euro zusätzliche Mittel beschlossen - 1,5 Millionen für zusätzliches Wachpersonal und 4 Millionen für weitere bauliche Maßnahmen. „Dies sind wichtige Schritte zur Verbesserung des Schutzes jüdischer Einrichtungen.“

Doch auch die Gesamtgesellschaft sei gefragt, einen Beitrag für die Zukunft jüdischen Lebens in Hessen wie in Deutschland zu leisten, betonte Becker. Dies gelte insbesondere für die Auseinandersetzung mit Hetzern. Gerade das Internet und soziale Medien erwiesen sich immer wieder als „Brandbeschleuniger, in denen jeden Tag der „virtuelle Mord“ an Juden stattfindet, sagte Becker. „Leider ist Halle ein Beispiel dafür, in anderer Form auch Hanau, dass die Türen aus der virtuellen Welt in die reale Welt aufgehen. Die Sorge ist größer geworden.“

Die Corona-Pandemie hat sich Becker zufolge auch auf Präventiv- und Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer und Schüler ausgewirkt, die das Land zum Teil schon vor Halle beschlossen hatte - etwa das Programm „Meet the Rabbi“ oder ein gemeinsames Fortbildungsangebot mit der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt. „Ich hoffe, dass nun, mit dem Wiederbeginn des Schulbetriebs, wieder mehr passieren kann.“

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