Gesellschaft - Berlin:Lässt sich Müll mit Farbe bekämpfen? Aktion in Spandau

Berlin (dpa/bb) - Es ist eine etwas andere Art von Spurensicherung: Eine Gruppe junger Leute in weißen Ganzkörperanzügen mit der Aufschrift "Tat-Ort Umwelt" ist am Mittwoch in Berlin-Spandau ausgerückt. Mit Kreidespray in Neonfarben besprühten und kringelten sie herumliegenden Müll ein: zum Beispiel Zigarettenkippen, Kronkorken, Kaffeebecher. Am Ende ist der Platz nahe dem Rathaus ziemlich bunt gefärbt, Passanten gucken verwundert bis irritiert.

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Berlin (dpa/bb) - Es ist eine etwas andere Art von Spurensicherung: Eine Gruppe junger Leute in weißen Ganzkörperanzügen mit der Aufschrift "Tat-Ort Umwelt" ist am Mittwoch in Berlin-Spandau ausgerückt. Mit Kreidespray in Neonfarben besprühten und kringelten sie herumliegenden Müll ein: zum Beispiel Zigarettenkippen, Kronkorken, Kaffeebecher. Am Ende ist der Platz nahe dem Rathaus ziemlich bunt gefärbt, Passanten gucken verwundert bis irritiert.

Es ist der Start der Kampagne "SpandauerFlecken", mit der auf die Masse an achtlos weggeworfenem Müll hingewiesen werden soll. Vor allem Spandauer Gymnasiasten waren zunächst dabei. "Wir erwarten, dass die Menschen aufmerksamer werden, auch wenn die anderen zum Beispiel den Müll fallen lassen. Aber auch dass sie den Müll selbst richtig entsorgen, dass sie den Müll nicht einfach auf den Boden schmeißen. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, (...) sie sehen den Müll überhaupt nicht", sagte Kampagnen-Leiterin Magdalena Adamczyk-Lewoczko. "Wir wollen den Müll sichtbar machen."

Mit dem Slogan "Mach bunt, was dich stört!" rief das Bezirksamt Spandau vorab Freiwillige zur Teilnahme an einer "Spraytour" auf. Ziel sei es, vor allem den "gesamten Kleindreck" sichtbar zu machen. Mit der "provokanten Sprühaktion" und einer Informationskampagne erhofften sich die Spandauer Klimawerkstatt und das Ordnungsamt, das Umweltbewusstsein und die Mitverantwortung der Menschen für das öffentliche Erscheinungsbild zu stärken, hieß es. Bunt markierte Müll-Stellen sollen fotografiert und auf einer Online-Karte eingetragen werden.

"Die Masse von vermeintlichen Kleinigkeiten an Müll hat inzwischen eine Schmerzgrenze überschritten", teilte der Stadtrat für Bürgerdienste, Ordnung und Jugend, Stephan Machulik mit. Aktionen wie diese seien wichtig, um die Wirkung vermeintlicher Bagatellen aufzuzeigen. Einzeln oder in Gruppen könnten Teilnehmer auf Straßen, Plätzen und in Parks aktiv werden - man wolle dabei mit den Menschen ins Gespräch kommen, sagte Adamczyk-Lewoczko. Flugblätter lieferten ergänzende Information. Es gehe auch darum, generell auf das Vermeiden von Plastikmüll und Einwegverpackungen hinzuweisen, betonte Bau-Bezirksstadtrat Frank Bewig beim Auftakt.

Farbe versprühen zum Umweltschutz - das mag erst einmal paradox klingen. Aber die Initiative betont die Ungefährlichkeit der eingesetzten Produkte: Die rund 90 Dosen Spray, die zur Abgabe an Freiwillige beschafft wurden, seien schadstofffrei. Auf Straßen verblasse die Markierung nach einiger Zeit wieder, genau wie Straßenmalkreide für Kinder, erläuterte eine Sprecherin. Die leeren Dosen würden gesammelt und ordnungsgemäß entsorgt. Die Aktion geht bis zum 16. Mai und findet statt im Rahmen der Initiative "Let's clean up Europe" (Lasst uns Europa aufräumen).

Die Aktion sei beim Ordnungsamt, dem Grünflächenamt und der Berliner Straßenreinigung (BSR) angemeldet. Auch Menschen, die lieber Müllsammelaktionen sähen, werden besänftigt: "Der Müll wird von BSR regulär zu einem späteren Zeitpunkt beseitigt", betont das Bezirksamt weiter. Mehrere Passanten lobten am Mittwoch die Idee: "Schön bunt". Ein Mann wies darauf hin, dass es in seinen Augen nicht ausreichend Mülleimer gebe. Oft seien Behälter so überfüllt, dass Müll wieder herausfalle.

In vielen Berliner Kiezen sammelt sich illegal abgelegter Müll auf Gehwegen, Plätzen und am Straßenrand. Seit ein paar Jahren können Bürger in den meisten Bezirken mit der App "Ordnungsamt Online" direkt vom Smartphone Meldungen zu vermüllten Ecken an die Behörden absenden - das wird tausendfach genutzt. Nutzer können auch Fotos schicken und selbst anonym bleiben. Dann wird die BSR informiert. Nach deren früheren Angaben kostete die Beseitigung illegalen Mülls das Land Berlin zuletzt im Schnitt vier Millionen Euro pro Jahr.

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