Freizeit:Wiesen-Schlüsselblume - bedrohter Frühjahrsbote im Garten

Lesezeit: 2 min

Bad Zwischenahn (dpa/tmn) - Wiesenprimel, Himmelsschlüssel, Kükenblaum, Witbücksen – die Echte oder Wiesen-Schlüsselblume ist im Volksmund unter vielen Namen bekannt. Zur Osterzeit macht sie ihrem lateinischen Namen Primula veris alle Ehre - übersetzt heißt das, die Erste des Frühlings.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Bad Zwischenahn (dpa/tmn) - Wiesenprimel, Himmelsschlüssel, Kükenblaum, Witbücksen – die Echte oder Wiesen-Schlüsselblume ist im Volksmund unter vielen Namen bekannt. Zur Osterzeit macht sie ihrem lateinischen Namen Primula veris alle Ehre - übersetzt heißt das, die Erste des Frühlings.

Ab April zieren ihre gelben Blüten vielerorts Wiesen und Böschungen, aber auch die Gärten. „Die Wiesen-Schlüsselblume ist aus der Natur nicht wegzudenken, für den Garten ist sie eine große Bereicherung“, sagt Erika Brunken, Leiterin der Niedersächsischen Gartenakademie.

Die Wiesen-Schlüsselblume gehört zur Familie der Primelgewächse und ist eine mehrjährige, frostharte Pflanze. Sie blüht bis in den Juni hinein. Die Blätter sind an der Unterseite stark behaart und bilden eine flache Rosette. Ihren geläufigen Namen verdankt die Schlüsselblume offensichtlich ihrem Blütenstand: Die einzelnen Blütendolden stehen am Stiel eng beisammen und ähneln in dieser Anordnung einem Schlüsselbund.

„Zu Küchenschelle, Polsterprimel und den hellblauen Blüten des Gedenkemeins bilden die hellgelben Blüten der Schlüsselblume einen schönen Kontrast“, findet Brunken. „In einem naturhaften Frühlingsbeet mit kleinblütigen Narzissen wie der weißen Thalia wirken sie edel und fein.“ Aber auch in Natur- und Steingärten ist die Primula veris gut aufgehoben. Unter spät austreibenden Gehölzen fühlt sie sich ebenfalls wohl, weil sie so genug Licht bekommen. „Wiesen-Schlüsselblumen mögen es vollsonnig und warm.“

In der freien Natur ist die beliebte Frühlingsblume aber selten geworden. Seit dem Jahr 1980 gilt sie nach dem Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschützt, in einigen Bundesländern steht die Primula veris auf der Roten Liste der gefährdeten Arten: In Sachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und im Saarland gilt sie als gefährdet oder stark gefährdet, in Berlin als vom Aussterben bedroht. Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg führen sie bereits auf der Vorwarnliste.

„Magere Wiesen werden in Deutschland immer seltener – und damit schwindet auch der Lebensraum für Schlüsselblumen“, erklärt Thomas Hövelmann, Vorsitzender des Bundesfachausschuss Botanik des Naturschutzbunds. Intensive Nutzung, Überdüngung und der Umbruch der Flächen zu Ackerland haben vor allem in den norddeutschen Bundesländern fatale Folgen. „Dort sind kalkhaltige Böden schon von Natur aus selten.“ Nichtstun ist seiner Ansicht nach aber auch keine Lösung: Werden Grasland, Böschungen, Wegesränder und krautige Laubwälder sich selbst überlassen, überwuchern Gräser, Stauden und Gehölz die gerade mal 20 bis 30 Zentimeter hohen Gewächse.

Um auf den schwindenden Bestand der Primula veris aufmerksam zu machen, hat die Loki Schmidt Stiftung sie zur Blume des Jahres 2016 erklärt. „Mit der Wahl der Blume des Jahres werben wir für einen schonenden Umgang mit dem Lebensraum dieser Pflanze“, sagt Axel Jahn, Geschäftsführer der Stiftung. „Wir wollen deutlich machen, dass solche Arten unwiederbringlich verschwinden, wenn die Landschaft nicht mehr da ist. Und ohne Pflanzen können letztlich auch Tiere und Menschen nicht leben.“

Mit ihren bis zu zwei Zentimeter langen Blütenröhren ist die Wiesen-Schlüsselblume nicht nur für langrüsseligen Falter und Hummeln eine wichtige Nektarquelle. Auch die Raupen einiger Schmetterlingsarten ernähren sich von ihr, darunter die als gefährdet geltenden Tagfalter Silbergraue Bandeule und der Schlüsselblumen-Würfelfalter. Auch in der Naturmedizin findet die Pflanze Verwendung: Der Wurzelstock enthält Saponine, die die Schleimbildung bei Bronchitis fördern sollen.

Wer im heimischen Garten oder Balkon etwas zum Erhalt der Primula veris beitragen will, kann die Samen auf eher trockenem, kalkhaltigem Boden ausbringen. Wichtig: Sie dürfen dabei nicht mit Erde bedeckt werden. Idealerweise erfolgt die Aussaat schon im Herbst, den die hartschaligen Samen benötigen zum Keimen einen Kältereiz und Feuchtigkeit. Wer das verpasst hat oder nicht bis 2017 warten will, muss auf das Angebot von Gärtnereien ausweichen. Auf keinen Fall aber darf man die unter Schutz stehende Wiesen-Schlüsselblume in der Natur ausgegraben.

Doch die Aufzucht lohnt sich: In milden Jahren belohnt die Blume manchmal sogar die Geduld der Gärtner und erblüht ein zweites Mal Anfang November, berichtet Brunken aus eigener Erfahrung. „Wenn es keinen Frost gibt, schiebt sich im Herbst noch einmal eine kleine Blüte hinterher.“

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: