Stuttgart:Deutscher Wandertag: Volkssport auf Schusters Rappen

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Stuttgart (dpa/lsw) - Tourismus ohne Wandern - das wäre wie "ein Sommer ohne Sonne". Mit dieser Bemerkung begrüßte Baden-Württembergs auch für den Tourismus zuständiger Justiz- und Europaminister Guido Wolf (CDU) am Sonntag in Filderstadt bei Stuttgart Teilnehmer der zentralen Veranstaltung zum bundesweiten Tag des Wanderns. Der Aktionstag sei "eine tolle Gelegenheit, das herausragende Engagement der Wandervereine für die Gesellschaft anzuerkennen".

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Stuttgart (dpa/lsw) - Tourismus ohne Wandern - das wäre wie „ein Sommer ohne Sonne“. Mit dieser Bemerkung begrüßte Baden-Württembergs auch für den Tourismus zuständiger Justiz- und Europaminister Guido Wolf (CDU) am Sonntag in Filderstadt bei Stuttgart Teilnehmer der zentralen Veranstaltung zum bundesweiten Tag des Wanderns. Der Aktionstag sei „eine tolle Gelegenheit, das herausragende Engagement der Wandervereine für die Gesellschaft anzuerkennen“.

Gemeinsam mit Hans-Ulrich Rauchfuß, dem Präsidenten des Deutschen Wanderverbandes (DWV) und des Schwäbischen Albvereins (SAV) wanderten Wolf und weitere Teilnehmer zum Uhlbergturm. Auch anderswo waren viele auf Schusters Rappen unterwegs - teils heftige Gewitter beeinträchtigten den Spaß an der Natur allerdings gelegentlich. Bundesweit standen rund 450 Veranstaltungen auf dem Programm. Der Tag des Wanderns markiert den Tag, an dem im Jahr 1883 der DWV gegründet wurde.

Experten nahmen den Aktionstag zum Anlass, um auf Probleme hinzuweisen: Die Zukunft gepflegter Wanderwege sei langfristig nicht sicher. „Es fehlen die ehrenamtlichen Wegwarte der Wandervereine, die die Qualität der Wege überwachen“, sagte Heinz-Dieter Quack vom Deutschen Wanderinstitut der Deutschen Presse-Agentur. DWV-Präsident Rauchfuß bestätigte das: „Nachwuchs ist nicht leicht zu finden.“ Nach Quacks Worten sind in einigen Regionen bereits Planungsbüros mit der Pflege der Wege beauftragt, wobei die Finanzierung bislang nur projektbezogen sei.

Quack, der das Forschungszentrum des Wanderinstituts leitet, sagte: Wir müssen uns in den kommenden Jahren fragen, wie viele Kilometer Wege können wir aufrecht erhalten, wenn wir immer weniger ehrenamtliche Unterstützung haben. Wanderwege müssten zwei Mal pro Jahr komplett begangen und freigeschnitten werden, um sie in gutem Zustand zu halten. Überdies muss die Beschilderung geprüft werden.

Derzeit kümmern sich 20 000 Wegezeichner ehrenamtlich um rund 200 000 Kilometer Wanderwege. Damit schaffen sie die Basis für den boomenden Wandertourismus in Deutschland, wie der DWV feststellt. Mittlerweile werden Wanderwege auch zertifiziert. Besonders hoch im Kurs stehen Wege ohne Schotter oder Asphalt, die abwechslungsreich durch dichten Wald, Lichtungen, Wiesen oder entlang von Gewässern führten. Der DWV hat 14 000 Kilometer und weit über 100 Qualitätswanderwege zertifiziert. Die Kosten für das drei Jahre gültige Gütesiegel tragen Tourismusverbände, Landkreise oder Gemeinden.

Die Zahl der Mitglieder in Wandervereinen stagniert nach Angaben des Verbandes seit Jahren bei 600 000. Zwar nehme die Zahl der Wanderer zu, so dass mehr als zwei Drittel der Bevölkerung regelmäßig die Natur zu Fuß genießen, sagte Quack. Der Professor für Tourismusmanagement fügte hinzu: „Aber wie in anderen Ehrenamtsstrukturen engagieren sich jüngere Menschen nicht mehr so gern in Wandervereinen.“ Dennoch sei Deutschland beim organisierten Wandern weltweit führend, wie Rauchfuß feststellte.

Die Motive der Menschen für das Wandern verändern sich Quack zufolge. Zu den traditionellen Bedürfnissen wie Natur erfahren, draußen sein, sich bewegen, kämen in den vergangenen Jahren weitere „innengerichtete Motive“ wie Abschalten, Entspannung und Selbstfindung hinzu. „Das ist dem empfundenen Stress gezollt.“ Wandern sei der Gegenentwurf zur zunehmenden Technisierung des Alltags. Es wirke auch befreiend, beim Wandern einmal auf das Handy zu verzichten. „Die meisten schaffen es gar nicht, das Gerät abzuschalten und sind dankbar, wenn sie ohne eigenes Zutun vorübergehend einfach mal nicht erreichbar sind.“ 

Der typische Wanderer ist nach Quacks Worten um die 50 Jahre alt, hat eine höhere Schulbildung und ein leicht überdurchschnittliche Haushaltsnetto-Einkommen. Frauen und Männer halten sich demnach die Waage, erläuterte der Geograf. Der Schwäbische Albverein etwa will seine Mitgliederschaft mit Gruppen für junge Familien verjüngen. Die monatlichen Treffen werden durch sechs pädagogische Teilzeit-Kräfte organisiert und haben großen Zulauf, wie Rauchfuß berichtete.

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