Expertentipps zur Erziehung:Was tun, wenn der Ex-Partner das Kind aufhetzt?

Bleibt die Frage: Wie sage ich es meinem Kind?

Im Konsens mit dem Partner, keiner soll als der Schuldige hingestellt werden. Auch die Gründe, warum sich die Eltern nicht mehr lieben, sind für Kinder nicht entscheidend. Jüngere Kinder haben eine ganz andere Vorstellung von der Liebe als Erwachsene. Ihr Konzept ist die Elternliebe: Die Eltern sind immer für mich da und verlassen mich nicht. Im Gespräch sollten sich Mütter und Väter darauf konzentrieren, was sich ganz konkret für das Kind ändern wird. Und diesen Worten wie gesagt Taten folgen lassen und wirklich für ihr Kind da sein. Es hat das Recht auf seine Eltern und diese haben die Pflicht, seine Bedürfnisse zu erfüllen - und nicht umgekehrt.

Was bedeutet das für die Eltern?

Sie müssen sich überlegen, was ihrem Kind guttut, ob es zum Beispiel wirklich alle vier Tage zwischen den Eltern hin und her wechseln kann. Manche Kinder brauchen im Alltag einen stabileren Rahmen, darauf sollten die Eltern Rücksicht nehmen. Wenn Kinder nach der Trennung nicht aus ihrem bisherigen Zuhause ausziehen müssen oder ihnen zumindest die Schule und ihre Freunde erhalten bleiben, ist das eine große Hilfe für sie.

Manche Mütter und Väter spielen die Kinder gegen den Ex-Partner aus. Wie reagiert das andere Elternteil da richtig?

Weder Mutter noch Vater dürfen den anderen Elternteil beim Kind schlechtmachen oder dem Kind gar den Umgang mit ihm verwehren. Sonst kommen sie ihrer Verantwortung als Eltern nicht nach. Oft steckt hinter so einem Verhalten die Angst, das Kind zu verlieren. Oder durch den Streit fehlt das Vertrauen, dass der andere Elternteil es schon gut mit dem Kind machen wird. Um aus derlei Sackgassen wieder herauszufinden, können sich Mütter und Väter bei Mediatoren oder im Elterncoaching Hilfe holen. Wenn Eltern wieder lernen, konstruktiv miteinander zu kommunizieren, entsteht neues Vertrauen. Wenn ich weiß, was der Vater mit dem Kind am Wochenende unternommen hat und wie es dem Kind dabei ergangen ist, reduziert das oftmals die Angst. Auch deshalb sollten Eltern sich gegenseitig informieren: Welche Entwicklungsschritte hat ihr Kind gemacht, wie geht es ihm in der Schule und wer sind seine Freunde. Dann kann der andere besser auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen. Wenn das Kind gute Beziehungen zu beiden Elternteilen hat und diese ein neues Miteinander als Eltern gefunden haben, kann ein Trennungs- und Scheidungskind genauso glücklich aufwachsen wie ein Kind aus einer intakten Kernfamilie.

Monika Czernin ist Mediatorin und Familiencoach und hat gemeinsam mit Remo H. Largo (der Schweizer Kinderarzt ist auch Autor der Bestseller "Babyjahre" und "Kinderjahre") das Buch "Glückliche Scheidungskinder" verfasst. Sie lebt selbst nach einer Scheidung mit ihrer Tochter in einer glücklichen Patchwork-Familie. Wie neue Familienkonstellationen funktionieren können, erklärt sie am kommenden Montag im Erziehungsratgeber auf Süddeutsche.de.

Wenn Eltern sich trennen, ist das für sie nicht leicht. Mit zum Schwersten gehört es, die richtigen Worte zu finden: Wie sagen wir es nur dem Kind? Leider versteht das Kind manchmal alles ganz anders. Die Erziehungs-Kolumne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: