Behindertensport:DBS-„Außenminister“ Niko Kappel: Keine Lust auf Trump

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London (dpa) - Seit dem großen Erfolg war der kleine Mann auf fast jeder großen Bühne. Im letzten Jahr bekam Paralympicssieger Niko Kappel das Silberne Lorbeerblatt aus der Hand von Bundespräsident Joachim Gauck. Er wurde als Wahlmann bei der Kür von dessen Nachfolger Frank-Walter Steinmeier berufen.

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London (dpa) - Seit dem großen Erfolg war der kleine Mann auf fast jeder großen Bühne. Im letzten Jahr bekam Paralympicssieger Niko Kappel das Silberne Lorbeerblatt aus der Hand von Bundespräsident Joachim Gauck. Er wurde als Wahlmann bei der Kür von dessen Nachfolger Frank-Walter Steinmeier berufen.

Und er gewann beim lockeren Bühnentalk mit Bundeskanzlerin Angela Merkel zahlreiche Sympathien. Kurzum: Der kleinwüchsige Kugelstoßer war so etwas wie der Außenminister des deutschen Behindertensports.

„Außenminister, ja das Wort passt auf jeden Fall“, sagt Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen  Behindertensportverbandes, der Deutschen Presse-Agentur: Wir haben einige Athleten, die das gut machen. Aber Niko ist nicht nur ein Top-Athlet mit unbekanntem Potenzial, bei ihm kommt auch eine große Charme-Offensive dazu. Er macht das richtig souverän, manchmal ist es kaum zu glauben, dass er erst 22 Jahre alt ist. Es macht richtig Spaß, einen solchen Athleten in den Reihen zu haben.

Kappel fühlt sich durch die Worte „sehr geehrt“ und sagte der dpa mit seinem typischen Humor und Lausbubencharme: Wenn ich die Wahl hätte, Außenminister des DBS zu sein oder normaler Außenminister, würde ich den DBS wählen. Da darf ich mich um schönere Dinge kümmern als unser aktueller Außenminister. Ich hätte aktuell jedenfalls keine Lust, nach Amerika zu reisen, um mich mit Donald Trump zu treffen. Und meine Freundin würde ich auch nicht zu ihm mitnehmen.

Eine große politische Karriere strebt Deutschlands Behindertensportler des Jahres derzeit sowieso nicht an. Obwohl sie naheliegend wäre. Denn Kappel sitzt auch für die CDU im Gemeinderat von Welzheim in seiner schwäbischen Heimat. „Im Moment habe ich da definitiv keine Ambitionen“, antwortet Kappel auf die Frage, ob er eine Laufbahn im Stile von Verena Bentele im Auge habe. Die zwölfmalige Winter-Paralympicssiegerin ist seit 2014 Behindertenbeauftragte der Bundesregierung.

„Ich halte Politik für ein spannendes Thema. Und wenn die Zeit bleibt, werde ich auch gerne im Rat bleiben. Aber der Sport steht für mich an oberster Stelle“, erklärt Kappel. Ihm ist aber schon bewusst, dass er auch eine Botschafter-Rolle einnimmt. Übrigens nicht nur bei offiziellen politischen Anlässen, sondern auch in Talkshows wie bei Markus Lanz oder als SWR-Moderator eines Sport-Jahresrückblicks an der Seite seines ebenfalls kleinwüchsigen Freundes Mathias Mester.

„Ich möchte den Behindertensport nach vorne bringen und will verhindern, dass er nach den Paralympics wieder für vier Jahre aus der Öffentlichkeit verschwindet“, erklärt er: Aber ich weiß: Das liegt auch an mir. Ich kann das verhindern, indem ich sportlich Leistung bringe, Präsenz zeige, Freundlichkeit und Freude am Sport.

Ein Jahr nach seinem Paralympics-Coup strebt er am Donnerstag in London sein erstes WM-Gold an. Sein eigentliches sportliches Ziel ist aber ein viel übergreifenderes. „Ich will wissen, wo die Grenzen eines kleinwüchsigen Kugelstoßers liegen“, betont er: Mein Trainer sagt immer: Unter 15 Metern hören wir nicht auf. Sein vor einer Woche aufgestellter Weltrekord liegt bei 13,81 Metern. „Es wäre schön, wenn in London die 14 Meter fallen würden“, sagt der 1,35 Meter große Bankkaufmann.

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