Serie 1972. Das Jahr das bleibt, Folge 5:Nicht schlecht für eine Frau

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Judy Chicago gründete 1971 zusammen mit Miriam Schapiro das "Feminist Art Program", die beiden organisierten im Jahr darauf das Projekt "Womanhouse", die Urquelle feministischer Kunst. (Foto: Imago Images/CSP_vectorchef)

Vor 50 Jahren mussten Künstlerinnen jede Weiblichkeit aus ihrem Werk radieren, um ernstgenommen zu werden. Wie Judy Chicago und Miriam Schapiro opponierten.

Von Till Briegleb

Die Kunstszene von Los Angeles war Anfang der Siebziger "unfassbar macho", sagt Judy Chicago. Um als Künstlerin bestehen zu können, mussten Künstlerinnen alle Spuren von Weiblichkeit in ihren Arbeiten unkenntlich machen. Sonst galt sie, so die penetrante Erfahrung der damals rund 30-Jährigen, als Kunsthandwerkerin. Die Meinung männlicher "Genies", dass Frauen eigentlich nicht zur Kunst, jedenfalls nicht zu Meisterwerken befähigt sind, äußerten die Platzhirsche ganz selbstverständlich. Und der bis heute nicht ausgestorbene Marktfilter, wonach Frauen die Mehrheit auf den Akademien bilden, aber Galerien sich primär für Männer interessieren, führte damals zu einer systematischen Unsichtbarkeit weiblicher Positionen, wenn es um professionelles Künstlertum ging. Doch 1972 setzte ein Projekt in einem Abbruchhaus in Hollywood gegen diese Strukturen eine kämpferische Bewegung in Gang.

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