Als das große Feuer im schwedischen Wald gelöscht war, saß der Schriftsteller Lars Gustafsson in seinem Häuschen am See und sah hinüber auf das andere Ufer. Ein paar Rauchsäulen stiegen dort noch auf, während der Schriftsteller sich daran machte, einem städtischen Publikum zu erklären, was ein Waldbrand ist: "Die Hölle hat viele Register", notierte er. Oben, weit über der Erde, springe das Feuer von Baumkrone zu Baumkrone, oft über große Entfernungen und schneller, als ein Mensch laufen könne. Unten, auf und unter der Erde, wühle sich das Feuer aber mit noch viel größerer Kraft durch Wurzelwerk, abgestorbene Pflanzen und Humus, langsam und schwierig zu bändigen. Eine Heldengeschichte schrieb Lars Gustafsson damals, im Sommer 2014, als in Schweden mehr Wald brannte als je zuvor gebrannt hatte, oder doch zumindest: als je zuvor gemessen worden war. Seine Heroen waren die Nachbarn, die Waldbauern, sein Bösewicht war die industrialisierte Waldwirtschaft mit ihren gigantischen Baumplantagen, ihren Kahlschlägen und ihrem rücksichtslosen Verwertungsinteresse. Gustafssons Essay wurde in Schweden zu einer seiner meistgelesenen Veröffentlichungen.
Waldbrände in Schweden:Von Krone zu Krone
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Als die Forstindustrie entstand, verschwanden auch in Schweden die Wälder, in denen man verloren gehen konnte. John Bauer hielt sie kurz nach der Jahrhundertwende im Gemälde fest: "Trollwald" (1912).
(Foto: Wikimedia Commons)"Aber wir haben ja den Wald", sagen eigentlich die Schweden immer, wenn sie sich Sorgen machen. Nun aber gilt ihre Sorge dem nationalen Kulturgut Wald selber: Er brennt.
Von Thomas Steinfeld
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