Timon Karl Kaleyta: "Heilung":Wie man sich selbst heilt

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Eine Auszeit brauchen wir doch alle. Am liebsten ganz weit weg. Und für immer. Timon Karl Kaleyta legt in "Heilung" den Horror dieses Traums frei. (Foto: porojnicu/imago/Panthermedia)

Immer müde? Unkonzentriert? Unwohl? In Timon Karl Kaleytas phänomenalem Roman "Heilung" sucht der typische Leidende unserer Zeit nach einer Diagnose. Oder fehlt ihm etwa gar nichts?

Von Christiane Lutz

So entsetzlich müde. Immer müde. Dieses Problem des Ich-Erzählers, oder der "Zustand", wie es seine Frau Imogen nennt, hat vor etwa drei Jahren begonnen, schleichend. "Eine Müdigkeit, so umfassend, dass sie all meine Gedanken lähmte, so erdrückend, als hinge eine schwere Bleischürze über meinen Schultern". Er rennt verzweifelt von Spezialist zu Spezialist, aber: "Ich war nicht krank. Mir fehlte nichts." Die Beziehung leidet, er leidet. Bis in einem Schlaflabor schließlich herauskommt, dass er, der Erzähler, einfach nicht in die Tiefschlafphase findet, quasi nie zur Ruhe kommt, auch nicht träumt. So schickt ihn seine Frau in ein luxuriöses Gesundheitsresort in den Dolomiten, wo das Holz knarzt und es nach Zirbe duftet und ein berüchtigter Professor Trinkl den Gästen "in die Seele schaut". Ein Resort, das "mit seinem ganzheitlichen Ansatz aus Naturheilkunde und Sportmedizin international für Aufsehen sorgte". Motto: Länger besser leben. Hier, ist seine Frau überzeugt, "ist alles anders". Und damit herzlich willkommen im "San Vita".

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