"Asterix & Obelix im Reich der Mitte" im Kino:Die spinnen, die Chinesen

Lesezeit: 2 min

Asterix und Obelix reisen nach China, dorthin, wo heute an den Kinokassen das Geld verdient wird. (Foto: Leonine Verleih)

Asterix hat die Midlife-Krise, Cleopatra experimentiert mit Rocklängen, dazwischen Kung-Fu: der fünfte "Asterix und Obelix"-Film mit Abenteuern im "Reich der Mitte".

Von Fritz Göttler

Eine Midlife-Krise in dem uns wohlbekannten gallischen Dorf: Gleich zu Beginn kommt Asterix, der stramme Krieger, schwer ins Grübeln. Ob das nicht Nachwirkungen haben könnte, immer diesen Zaubertrank des Druiden zu schlucken, der einem die nötige Schlagkraft verleiht gegen alle Gegner, vor allem die Übermacht der römischen Legionäre? Auch bekümmert ihn, dass er immer nur mit diesem Zaubertrank seine triumphale Stärke erlangen kann, anders als der Freund und Mitstreiter Obelix, der, wie bekannt - und hier in einer Rückblende tatsächlich zu sehen - als Kind in einen Kessel mit Zaubertrank geplumpst ist.

Der arg von sich überzeugte Julius Cäsar erinnert an den französischen Präsidenten

Die Corona-Pandemie hat in "Asterix & Obelix im Reich der Mitte", dem fünften Asterix-Film - mit echten Schauspielern, ohne Animation - ihre Spuren hinterlassen. Die Dreharbeiten verzögerten sich durch die Einschränkungen, ein in China, an Originalschauplätzen geplanter Dreh musste abgesagt und nach Marokko verlegt werden. Die beiden Gallier sollen die Kaiserin von China vor intriganten Hofschranzen retten. Aktuelle Spitzen gegen die heutige Volksrepublik, ihre Politik und Politiker gibt es erwartungsgemäß nicht, stattdessen beeindruckt China durch die kämpferische Geschmeidigkeit seiner Frauen und durch gewaltige Menschenmassen, gegen die am Schluss auch das Heer des Julius Cäsar nicht ankommt. Nach Gottfried John, Alain Chabat, Alain Delon und Fabrice Luchini verkörpert ihn nun Vincent Cassel, salopp und leichtfertig und stur und ein bisschen arg von sich selbst eingenommen, erinnert er an den gegenwärtigen französischen Staatenlenker.

"Asterix & Obelix im Reich der Mitte" ist der erste Historienfilm von Guillaume Canet, der als Schauspieler erfolgreich war und als Regisseur bislang Psychothriller oder bürgerliche Melodramen inszenierte. Er fühlt sich offenbar sehr wohl in dem neuen Genre und hat auch selbst die Rolle des Asterix übernommen. Auch Marion Cotillard und Gilles Lellouche, die mehrfach in Canets Filmen spielten, sind dabei, Cotillard als Cäsars Geliebte Cleopatra, die mit Rocklängen experimentiert und mit Brieftauben simst. Lellouche als Obelix löst Gérard Depardieu ab, der viermal Obelix war, er ist angenehm zurückhaltend neben dem - die Midlife-Krise! - hochtourigen Asterix. Ab durch die Decke ist ihr Prinzip, und in ihren schönsten Momenten haben sie die boshafte Eleganz von Stan & Ollie.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Die Schönheit und der Erfolg der Bände von Goscinny/Uderzo beruhen auf ihren pointierten Momentaufnahmen, das geht in der Bewegtheit der Bilder verloren. Canets Film ist also am besten, wenn er sich Nebenfiguren widmet. Er ist sehr divers, nicht nur was die Rollen der Chinesen angeht, auch bei den Galliern gibt es Sänger und Rapper, und als Legionär Antivirus erlebt man den Fußballer Zlatan Ibrahimović, der sich auf ganz eigene Weise von seinen Fans feiern lassen darf. Canet zitiert liebevoll die Filmgeschichte - wenn Cäsar das erste Mal Opium probiert, klingen Erinnerungen an Morricones/Leones "Es war einmal in Amerika" an; auf einer Überfahrt finden sich zwei, die sich lieben, am Bug des großen Schiffes - dessen Kapitän heißt Titanix, gespielt vom Sänger Orelsan. Er will nach der Landung die Fahrt fortsetzen, denn "die Erde ist rund". Die unbesiegbaren Gallier stehen am Ende plötzlich kurz vor einer ernsten Niederlage, das ist wie eine Krise fürs Genre insgesamt.

Astérix et Obélix: L'Empire du Milieu , 2023 - Regie: Guillaume Canet. Buch: Guillaume Canet, Julien Hervé, Philippe Mechelen. Kamera: André Chemetoff. Musik: Mathieu Chedid. Mit: Guillaume Canet, Gilles Lellouche, Vincent Cassel, Marion Cotillard, Julie Chen, Zlatan Ibrahimović, Pierre Richard. Leonine, 112 Minuten. Kinostart: 18. Mai 2023.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: