Raphaela Edelbauer: "Die Inkommensurablen":Geheimcodes aus dem Lumpenproletariat

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Abseits des aristokratischen Wien, hier der Opernring um 1914, sind die grundstürzenden Erfahrungen in den Spelunken der Vorstadt zu holen. (Foto: Fine Art Images/Heritage Images/IMAGO)

Wie funktioniert die Manipulation der Massen - und wie verhält man sich zu ihr? Raphaela Edelbauers glänzender Roman "Die Inkommensurablen" über den Kriegsausbruch von 1914.

Von Helmut Böttiger

Die Literatur hatte bereits im 20. Jahrhundert ein Legitimationsproblem. Davon wurde etwa Robert Musil in seinem berühmten "Mann ohne Eigenschaften" umgetrieben. In der Zeit vor ihm konnte die Literatur noch vergleichbar leicht in die Leerstellen vordringen, die die üblichen Deutungs- und Welterklärungsversuche übrig ließen. Doch inzwischen übernahmen dies immer souveräner Naturwissenschaften, Mathematik oder die Psychoanalyse und drohten die Literatur zu einem unterhaltsamen Randphänomen zu machen. Musil wagte ein groß angelegtes Experiment. Er beschrieb in einer brillant-irrwitzigen Versuchsanordnung die Zustände in Wien kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, und er tat das im Bewusstsein der Dreißigerjahre, als schon vieles auf einen Zweiten hindeutete. Sein "Mann ohne Eigenschaften" zitierte und unterlief die Diskurse seiner Zeit - und war ihnen gleichzeitig voraus.

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