Nachruf auf Pierre Lacotte:Der Schatzhüter

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Der Choreograf Pierre Lacotte. (Foto: imago stock&people)

Zum Tod des Choreografen Pierre Lacotte, der das romantische Tanz-Repertoire dem Vergessen entrissen hat.

Von Dorion Weickmann

Sein Schicksalsjahr war 1968. Während die Studenten revoltierten, halb Paris auf die Barrikaden ging und die Zeichen überhaupt auf Fortschritt standen, saß Pierre Lacotte im Archiv der Oper, um ein Ballettoriginal aus dem 19. Jahrhundert auszugraben. Mehr Regression geht kaum. Allerdings hatte ein gebrochener Knöchel den Tänzer und Choreografen zu dieser Zwangspause verdammt, die er einerseits dazu nutzte, seine langjährige Freundin und Kollegin Ghislaine Thesmar zu heiraten. Andererseits legte er mit der Archivrecherche den Grundstein für eine Karriere, die ihn an die renommiertesten Häuser Europas und bis nach Russland führen sollte: Angefangen mit "La Sylphide" - 1832 uraufgeführt, 1971 rekonstruiert - verdankt die Tanzwelt dem Franzosen zahlreiche Wiederbelebungen des romantischen Repertoires. Wie kein anderer verstand er es, den Esprit der Epoche samt ihren Elementargeistern, Elfen und Feen dem Vergessen zu entreißen.

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