Musik:Die heimlichen Stars am Grünen Hügel

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Manni Laudenbach muss jetzt viele Autogramme geben. (Foto: Tobias Hase)

Bayreuth (dpa) - Als Manni Laudenbach vor ein paar Tagen mit seiner Frau durch Bayreuth spazierte, geschah etwas Überraschendes: "Ich bin von 50 Leuten angesprochen worden", sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Bayreuth. "Ich musste Autogramme geben."

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Bayreuth (dpa) - Als Manni Laudenbach vor ein paar Tagen mit seiner Frau durch Bayreuth spazierte, geschah etwas Überraschendes: Ich bin von 50 Leuten angesprochen worden, sagt er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Bayreuth. „Ich musste Autogramme geben.“

Einmal saß er neben seiner Kollegin, der Sängerin Katharina Konradi (singt im „Parsifal“ und im „Tannhäuser“), auf einer Mauer und aß ein Eis. „Da kam dann eine ältere Frau auf sie zu und wir dachten, sie wolle Katharina ansprechen. Das hat sie auch. Aber sie hat auf mich gedeutet und gefragt: Ist das der vom 'Tannhäuser'?“

Laudenbach ist der heimliche Star bei den Bayreuther Festspielen in diesem Jahr. In der Neuinszenierung des „Tannhäuser“ von Regisseur Tobias Kratzer spielt der kleinwüchsige Schauspieler, der am Samstag (3. August) seinen 53. Geburtstag feiert, Oskar Matzerath (den mit der Blechtrommel) als Kumpel der Venus und entwirft mit seinem Mitstreiter, dem Travestie-Künstler Le Gateau Chocolat, eine Gegenwelt zur Bayreuther Hochkultur.

Kratzer hat Laudenbach im vergangenen Jahr als trommelnden Kleinen gecastet. „Er stellt mich nicht aus als Kuriosität“, sagt Laudenbach. „Ich bin ein vollwertiges Mitglied des Ensembles und im Grunde einer der präsentesten Darsteller. Ich komme ja in jedem Akt vor.“

Der Tag der Premiere sei für ihn trotzdem unglaublich aufregend gewesen. „Ich war sehr nervös“, sagt Laudenbach. „Aber es gab ein unglaubliches Feedback.“. Als er seinem Regisseur Kratzer über Whatsapp von seinem Bayreuther Spaziergang berichtet, schreibt der zurück: Da musst Du Dich jetzt dran gewöhnen. Ein Regisseur, mit dem er früher mal gearbeitet hatte, schrieb ihm: Ganz toll, Manni. Weiter so.

Laudenbach, der verheiratet ist und zwei Stiefkinder hat, hat schon vorher in einigen Wagner-Opern auf der Bühne gestanden - im „Fliegenden Holländer“ in seiner Heimatstadt Bremen und in Stuttgart. Ohnehin sind öffentliche Auftritte ihm nicht fremd. Er hat eine Rock 'n' Roll-Band, spielt seit Jahren in Film und Fernsehen und gehört zum Team von Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“. Dort ist er regelmäßig in der Rolle des „Scherzanwaltes Dr. Christian Witz“ zu sehen, einer Parodie auf den Medienanwalt Christian Schertz. Doch Bayreuth, das sei etwas Besonderes, sagt Laudenbach. „Das ist schon ein Ritterschlag.“

Für Le Gateau Chocolat ist das alles dagegen nicht so leicht. Nach der Premiere wandte er sich in deutlichen Worten an das Bayreuther Publikum, weil er - als einziger Darsteller - einzelne Buhs gehört hatte. Seine Schminke sei manchmal auch eine Art Kriegsbemalung oder ein Panzer, sagt er im dpa-Interview, während er sich für die zweite Aufführung vorbereitet. Oder wie der Anzug von Superman.

„Meine Rolle ist es auch, eine Realität zu präsentieren, die für eine sehr lange Zeit nicht Teil dieses Hauses war“, sagt der Brite, der mit seinem Künstlernamen genannt werden will. „Weil viele Leute sich darauf nicht einlassen, wird sogar im Jahr 2019 etwas noch als Provokation wahrgenommen, das wirklich keine sein sollte. Es geht ja nur darum, zu sagen: 'Mich gibt es auch.' Aber 'Mich gibt es auch' ist für viele Menschen ein Schlag ins Gesicht.“

Le Gateau Chocolat (Der Schokoladenkuchen) debütierte nach Angaben der Festspiele als Solokünstler 2011 beim Kunstfestival Adelaide Fringe. Er arbeitete mit der Zirkuskompanie La Clique/La Soirée und mit zeitgenössischen Komponisten wie Julian Philips, Jonathan Dove, Jocelyn Pook und Orlando Gough. Er hat mehrere Soloprogramme erarbeitet, sang am Royal Opera House in London und an der Oper in Sydney und war zuletzt in „Porgy and Bess“ an der Regents Park Opera in London zu sehen. Er hat im National Theatre gespielt und im Globe Theatre.

Im neuen „Tannhäuser“ sagt und singt er auf der Bühne nichts. Nur in der Pause schmettert er Elisabeths berühmte Hallenarie und unter anderem einen Song aus dem Disney-Klassiker „Arielle“. Die Arie (Dich, teure Halle, grüß' ich wieder) sei es auch gewesen, die ihn mit dem Regisseur Kratzer zusammenbrachte - 2015 in Edinburgh. Damals sang Le Gateau Chocolat sie bei einer Performance über Depressionen. Kratzer sah ihn - und engagierte ihn. „Das war Vorsehung.“

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