Es gibt ein Bild von Boris Lurie aus dem Jahr 1963, das trägt den Titel "Railroad Collage". Dieses Bild ist grauenhaft, bizarr, es bereitet Albträume. Man sieht darauf einen offenen Güterwagon, randvoll mit Leichen aus einem deutschen Konzentrationslager. Beine und Füße ragen über den Rand, dazwischen tote Gesichter, ausgemergelt, nur mehr Knochen, über die sich dünne Haut spannt. Und in der Mitte, hineincollagiert, der nackte Hintern eines Pin-up-Girls. Das ist die Kunst von Boris Lurie, geboren 1924 in Leningrad, gestorben 2008 in New York. Sie ist ein Schrei gegen Kommerz und das Vergessen, sie paart Lust mit Entsetzen, sie rennt an gegen Rassismus, Gewalt, Unterdrückung. Lurie sagte einmal: "Die Grundlagen meiner künstlerischen Erziehung erwarb ich in KZs wie Buchenwald."
Theater der Erinnerung:Wieso wiederholt sich das Grauen?
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Die Münchner Kammerspiele zeigen ein Konzert über den Künstler Boris Lurie, der vier Jahre in deutschen KZs überlebte. Dazu ein ukrainisches Stück über Hungersnot und den Aufstieg Hitlers.
Von Egbert Tholl
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