Streit um "Matrix 4":Für ein paar Dollar mehr

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Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss in "Matrix Resurrections". (Foto: AP)

Die Produktionsfirma von "Matrix Resurrections" verklagt das Hollywoodstudio Warner, weil es den Film gleichzeitig im Kino und als Stream herausgebracht hat. Was steckt dahinter?

Von David Steinitz

Die Produktionsfirma Village Roadshow hat am Montag Klage gegen das Filmstudio Warner Bros. eingereicht. Es geht um das gemeinsame Projekt "Matrix Resurrections", den vierten Teil der Sci-Fi-Reihe. Der Film kam im Dezember ins Kino, spielte dort aber weltweit bislang nur etwas mehr als 150 Millionen Dollar ein. Das kann man bei einer Großproduktion, die knapp 200 Millionen Dollar gekostet haben soll, als veritablen Flop bezeichnen.

Wie Variety berichtet, werfen die Verantwortlichen bei Village Roadshow den Chefs von Warner in der Klageschrift vor, den Kinostart absichtlich sabotiert zu haben, indem sie den Film (zumindest in den USA) gleichzeitig zum Start auch auf der hauseigenen Streamingplattform HBO Max veröffentlichten. Dieses Vorgehen ist kein Einzelfall, Warner hat alle seine großen Kinofilme des Jahres 2021, von "Dune" bis "The Suicide Squad" sofort auch als Stream veröffentlicht. Denn fast alle großen Hollywoodstudios sind mittlerweile in den brutalen Verteilungskampf auf dem Streamingdienstmarkt eingestiegen - und um sich zwischen Netflix, Amazon und Disney+ behaupten zu können, braucht man prestigeträchtige Blockbuster. Die Strategie ging auch auf, HBO Max steht derzeit zwar nicht ganz vorn, aber doch sehr solide da. das freut auch die Aktionäre an der Wall Street, die im Entertainment-Sektor längst mehr auf Abonnentenzahlen als auf Kinoeinspielergebnisse achten.

Scarlett Johansson und Disney einigten sich in einem ähnlichen Fall außergerichtlich

Das war in Hollywood während der Pandemie schon öfter ein Streitthema. Die meisten Schlagzeilen machte vergangenes Jahr Scarlett Johansson, als sie die Walt Disney Company verklagte, weil die ihren Superheldenfilm "Black Widow" direkt auf Disney+ gestellt hatten, ohne sich mit ihr abzusprechen. Seitdem sind die meisten Hollywoodstudios vorsichtiger geworden. Warner zum Beispiel soll laut Variety mit vielen Filmemachern Sondervereinbarungen getroffen haben. Denn viele Schauspieler und Regisseure werden an den Kinoeinnahmen beteiligt, und wenn die wegen der Streamingauswertung geringer ausfallen, wollen sie dafür kompensiert werden.

Das passierte laut der Klageschrift auch im Fall von "Matrix Resurrections": Warner habe die Hauptdarsteller Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss sowie die Regisseurin Lana Wachowski finanziell entschädigt - allein die Produktionsfirma Village Roadshow habe keinen müden Dollar bekommen. Der Streit ist für Warner heikel, denn Village Roadshow ist nicht irgendein kleines Haus, sondern einer der wichtigsten Kooperationspartner des Studios. Die Firma produzierte diverse Hits, neben den alten "Matrix"-Filmen unter anderem "Joker" und "Ocean's Eleven".

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Die Firmenchefs verweisen darauf, dass exklusiv im Kino ausgewertete Filme trotz der Pandemie in den vergangenen Monaten zu großen Hits geworden seien. "Spider-Man: No Way Home" zum Beispiel habe bewiesen, dass deutlich höhere Einnahmen auch im Falle von "Matrix 4" möglich gewesen seien. Warner wiederum ist jetzt sauer, weil sie in der Causa bereits ein Schlichtungsverfahren eingeleitet hätten, um die Sache gemeinschaftlich zu klären, bevor Village Roadshow Klage eingereicht habe. Wie das Verfahren ausgehen wird, ist ungewiss. Scarlett Johansson und Disney hatten sich vergangenes Jahr außergerichtlich geeinigt, zu welchen Konditionen ist nicht bekannt.

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