Steht ein Dichter am Rand der Welt, wird er für Heinz Holliger interessant. Der Schweizer Komponist, geboren 1939 im Kanton Bern, hat Paul Celan, Georg Trakl oder Nelly Sachs vertont, nach Texten von Hölderlin sein Opus Magnum, den "Scardanelli-Zyklus" für Flöte, Chor, Orchester und Tonband, geschrieben. Seine erste abendfüllende Oper - nach verschiedenen Kurz- und Kammerwerken in der Gattung - war "Schneewittchen" nach einem Stück von Robert Walser. Alle sind sie Dichter in Todesnähe oder umnachtet von Irrsinn. Robert Schumann, der auch am Ende seines Lebens der Welt abhanden kam, begründete einst einen fiktiven Bund lebender und verstorbener Künstler. Es wirkt so, als habe Holliger, der als Komponist und Interpret immer wieder auf Schumann zurückkommt, für sich selbst auch einen solchen "Davidsbund" geschaffen. Im Jahr 2000 nahm er in diesen Nikolaus Lenau auf. Der starb 1850, nach sechs Jahren Wahnsinn.
"Lunea" am Opernhaus Zürich:Strandläufer am Meer der Ewigkeit
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"Bin ich eine Alpenlerche oder ein Kondor - ein singender Punkt am Himmel oder eine jauchzende Weltkugel?" Am Opernhaus Zürich kommt Heinz Holligers psychotische Oper "Lunea" über den Dichter Nikolaus Lenau heraus.
Von Egbert Tholl
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