Theater:Weiblichkeit ist ein Gefängnis

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Wie Erscheinungen tauchen sie aus dem Dunkel auf: Karin Pfammatter und Matthias Neukirch. (Foto: Gina Folly)

Uraufführung in Zürich: Yana Ross bringt Virginie Despentes' Roman "Liebes Arschloch" auf die Bühne.

Von Egbert Tholl

Im Dunkel der Bühne im Pfauen, der rotsamtenen Spielstätte des Schauspielhauses Zürich, leuchtet ein Gesicht auf. Beschienen vom Licht des Handys liest Magda Drozd aus Zoés Blog. Dort hatte Zoé veröffentlicht, was ihr vor zehn Jahren mit Oscar Jayack widerfahren ist. Damals war sie Pressereferentin in dem Verlag, in dem Oscars Romane gerade durch die Decke gingen, er war hingerissen von ihr, sie nicht von ihm, er belästigte sie, stellte ihr nach, stalkte sie - ihr wurde gekündigt. Nun hat sie längst ihren feministischen Blog, auf dem sie angeht gegen das Schweigen aus Scham, für den sie angefeindet wird, auch von Frauen, sie solle doch Ruhe geben, ihre Sichtweise sei Terrorismus. Aber: "Ich erhebe Klage inmitten Hunderttausender Klagen. Meine Stimme ist eine Schneeflocke in der Lawine, die euch überrollt."

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Literatur
:"Ich glaube, die Leute wären schnell dazu bereit, einander an die Kehle zu gehen"

Eigentlich wollte Virginie Despentes einen "kleinen, schmutzigen Abstiegsroman" schreiben. Es wurde eine Trilogie über die kollektive Depression der französischen Gesellschaft.

Porträt von Alex Rühle

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