Karlsruhe:Degas, Hugo und die Schönheit der Zeichnung

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Karlsruhe (dpa) - Sie ist ein Publikumsliebling, doch sie darf nur alle paar Jahre ans Licht: "Die junge Tänzerin im Gegenlicht". Das Mädchen, das den ausladenden Tutu vor dem Auftritt zurecht rückt, hielt Edgar Degas 1878 mit schnellem Kreidestrich fest. Normalerweise fristet das Bildnis auf grauem Papier ein Dasein im Dunkeln. Bei gleicher Luftfeuchte und Temperatur in einem Depot der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. So wie rund 200 andere Zeichnungen französischer Künstler aus fünf Jahrhunderten. Arbeiten auf Papier sind lichtempfindlich. Rund 100 dieser fragilen Kostbarkeiten dürfen ab Samstag für gut drei Monate ans Licht.

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Karlsruhe (dpa) - Sie ist ein Publikumsliebling, doch sie darf nur alle paar Jahre ans Licht: „Die junge Tänzerin im Gegenlicht“. Das Mädchen, das den ausladenden Tutu vor dem Auftritt zurecht rückt, hielt Edgar Degas 1878 mit schnellem Kreidestrich fest. Normalerweise fristet das Bildnis auf grauem Papier ein Dasein im Dunkeln. Bei gleicher Luftfeuchte und Temperatur in einem Depot der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. So wie rund 200 andere Zeichnungen französischer Künstler aus fünf Jahrhunderten. Arbeiten auf Papier sind lichtempfindlich. Rund 100 dieser fragilen Kostbarkeiten dürfen ab Samstag für gut drei Monate ans Licht.

Bis zum 13. Januar zeigt die Kunsthalle in der Schau „Sehen Denken Träumen“ Kostbarkeiten vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Angefangen vom Kreide-Bildnis des französischen Königs Heinrich III., das um 1580 entstand und Jean Decourt zugeschrieben wird, bis hin zu den rotierenden Zylindern des Kubisten Fernand Léger aus dem Jahr 1918 präsentiert die Schau die breite Palette der Zeichnung. Neben berühmten Künstlern wie Eugène Delacroix, Paul Gauguin oder Georges Braque gibt es Sehenswertes von weniger bekannten Zeichnern und einige Raritäten.

Prominent vertreten ist Edgar Degas (1834-1917), der in seinem Tagebuch so sehr von der „Schönheit der Zeichnung“ schwärmte, dass sie ihm am Ende sogar wichtiger wurde als die Malerei. „Die Zeichnung ist nicht die Form selbst, sie ist das Erlebnis, das man von ihr hat.“ Davon bekommt der Besucher etwas zu spüren: In einem seltenen Landschaftspastell von Degas, das nebst berühmten Szenen des Pariser Lebens zu sehen ist.

Mal fein mit der Feder gestrichelt, mal mit Pastellkreide verwischt, mal kraftvoll mit Pinsel auf graublauem Papier: „Charakteristisch für die Zeichnung ist die Linie“, erläutert Kuratorin Dorit Schäfer. Doch die Grenzen zur Malerei sind fließend, wie das Pastellbild einer Frau mit Blüte von Odilon Redon zeigt, das um 1898 entstand.

Manch Bildnis ist koloriert, doch für den Ausdruck braucht die Zeichnung die Farbe nicht. Machtvoll demonstriert wird das beim Bildnis eines alten Mannes von Antoine Coypel, bei Jean-Baptiste Greuzes schlafender Frau und in dramatischer Zuspitzung bei Jean-Honoré Fragonards Darstellung einer Beinahe-Vergewaltigung der schönen Angelika durch den Tscherkessen-König Sakripant.

Die Schau gibt Einblick in das Schaffen berühmter Künstler - und überrascht mit kleinen Entdeckungen: Dazu zählen Suzanne Valadons „Mädchen, sich ankleidend“ aus den 1920er Jahren und ein Landschaftsbild von Victor Hugo aus dem Jahr 1856. Der Schriftsteller demonstriert dabei eindrucksvoll, dass er auch ein begnadeter Zeichner ist.

Die Zeichnung als Grundlage jeder Kunstform entwickelte sich in Frankreich früh neben der Malerei zu einer eigenständigen Gattung. Sie war wegen ihrer freien Ausdrucksformen besonders bei Sammlern beliebt. Dass sich die Karlsruher Kunsthalle nun dem Thema widmet, hat etwas mit der Sammlungsgeschichte von einem der ältesten Kunstmuseen Deutschlands zu tun. Speziell Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723-1783) war ein großer Frankreich-Fan. Ihr, aber auch dem Sammeleifer von Markgraf Friedrich V. von Baden-Durlach vor rund 400 Jahren verdankt die Kunsthalle eine außergewöhnliche reiche Sammlung französischer Kunst.

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