Es hat rumort in der Kulturnation Österreich - und am Freitag zeitigte diese Rumoren Folgen: Zuerst trat die Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek von den Grünen zurück. Und nur zwei Stunden später präsentierte ein ebenfalls grünes Duo aus Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober den lange geforderten Fahrplan zum Neustart des Kulturlebens. Vom 29. Mai an soll es nun wieder kleinere Veranstaltungen mit bis zu 100 Zuschauern geben. Zum 1. Juli steigt diese Obergrenze auf 250 und auch die Kinos dürfen wieder öffnen. Ab August sollen dann unter bestimmten Auflagen Veranstaltungen mit bis zu 1000 Menschen möglich sein.
Wenigstens ein wenig Planungssicherheit gibt das den vielen Kulturschaffenden im Land, die zuvor in seltener Einigkeit von den Filmproduzenten bis zu den Orchestermusikern die Wiener Bundesregierung kritisiert hatten. Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt, nannte sie eine "Zumutung für die österreichische Kulturnation". Der Kabarettist Lukas Resetarits machte sich mit einem viel beachteten Wut-Video Luft, klagte über eine "Missachtung unserer ganzen Branche" und rief zur Abwahl der Grünen auf: "Geig' ma's ham!" (Geigen wir sie heim). Die zurückgetretene Staatssekretärin, die als ausgewiesene Europa-Expertin vor vier Monaten überraschend ins Amt gekommen war, hinterließ zum Abschied immerhin drei Wünsche: die Beseitigung der prekären Verhältnisse in der Kulturbranche, genug Geld für den "Post-Corona-Wiederaufbau" und allgemein den Erhalt der Freiheit der Kunst.