Konzert:Vergangenheit in neuem Licht

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Ihre Musik ist melancholisch angetrunken, ihre Lieder sind gesellschaftskritisch und spöttisch. Nun gastiert die zypriotische Folkband "Monsieur Doumani" in München

Von Jürgen Moises

Die Lieder von Monsieur Doumani tragen Titel wie "Hey You", "Thorn Of The Cactus", "Little Car" oder "Drinking And Kissing". Gesungen sind sie aber alle im zypriotischen Griechisch, das als schriftloser Dialekt des Neugriechischen von mehr als einer halben Million Menschen in Zypern und von mehr als hunderttausend Auswanderern gesprochen wird. Auch der Bandname klingt ein bisschen irreführend, denn Monsieur Doumani ist ein Trio, das aus Nikosia, einer zweigeteilten Stadt (ein Teil ist türkisch) im Zentrum von Zypern stammt. Ihre Instrumente sind die Tzouras, eine Cousine der Bouzouki, Flöte, Gitarre und Posaune, mit denen sie Neu-Interpretationen der zypriotischen Volksmusik oder eigene gesellschaftskritische Lieder spielen.

An diesem Freitag treten sie damit im Import Export in München auf. Die Forderung nach Frieden und Einheit auf der Insel, Umweltschutz, Korruption, Wirtschaftskrise - das sind Themen, die Monsieur Doumani (auf Deutsch: Herr Rauchwolke) auf ihrem dritten Album "Angathin" verhandeln, das 2018 den "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" bekommen hat. Es wurde zum "Besten Album 2018" in den "Transglobal World Music Charts" gewählt und tauchte in anderen Hitlisten auf. Auch das Album davor, "Sikoses", war recht erfolgreich, was zeigt, dass ihre Lieder sehr gut ankommen. Das liegt zum großen Teil an der sehr lebhaften, zuweilen auch melancholisch angetrunkenen Musik, die ihre Wurzeln in der zypriotischen Musiktradition und im Rembetiko, dem griechischen Blues, hat.

Zum anderen treffen speziell auf Zypern die Texte von Monsieur Doumani auf offene Ohren, die zwischen tiefem Ernst und beißendem Spott schwanken und damit etwa Entwicklungen auf der Mittelmeerinsel aufspießen. Wie den Einfall gieriger Investoren in einem Naturschutzgebiet auf Zypern, der im Lied "Akamas' Dragons" verhandelt wird. Sänger Antonis Antoniou, Gitarrist Angelos Ionas und Flötist und Posaunist Demetris Yiasemides sind studierte Musiker. Antonis Antoniou hat in Athen Jazz studiert, und so haben viele Stücke ein an den Jazz erinnerndes, improvisatorisches Moment. Auf die Volksmusik, das heißt zunächst auf den Rembetiko, ist Antoniou erst während des Studiums bei einem Ausflug nach Kreta gekommen.

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Die traditionelle Musik nur nachzuspielen, darum geht es Monsieur Doumani nicht, sondern dem Klang der Vergangenheit eine neue Farbpalette zu verleihen. Weshalb sie ihre Musik auch "cypriot folk with a twist" nennen, also "zyprischen Folk mit einer Drehung". Das zeigt sich an den untypischen Instrumenten (traditionell werden Geige, Laute und Trommel gespielt). Außerdem sind auf "Angathin" auch elektronische Effekte und der zyprische Rapper Julio zu hören. Auch politisch geht es den Musikern darum, nach vorne zu sehen. Weil, das sagen sie in ihren Songs und Interviews, nur so das krisengebeutelte Zypern eine Zukunft hat.

Monsieur Doumani , Freitag, 18. Oktober, 19.30 Uhr, Import Export, Schwere Reiter Str. 2

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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