Konzert:Beats für Beethoven

"Jazzrausch Bigband" in der Philharmonie

Von Oliver Hochkeppel, München

Soweit es die Aufzeichnungen hergeben, hat noch keine Münchner Bigband je versucht, alleine die Philharmonie zu füllen. Gelingen könnte dies nun der Jazzrausch Bigband mit der Premiere ihres neuen Programms "Beethovens Breakdown". Nicht unbedingt, weil die Truppe bei den - im übrigen im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung als "nationale Aufgabe" deklarierten - Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag des Klassik-Übervaters die Nase vorn und noch vor dem Jubiläumsjahr 2020 etwas fürs Publikum zu bieten hat. Sondern eher, weil auch dieses Projekt das Erfolgsrezept der Band fortschreibt.

Techno-Jazz, das ist ein bisschen vereinfacht der Nenner, auf den man ihren kühnen neuen Stil bringen kann, den sie auf "Beethoven's Breakdown" noch einmal verfeinert haben. Ob "Mondscheinsonate", Streichquartett Nr. 14 oder Siebte Sinfonie, harte Beats treiben alle Bearbeitungen voran, die Melodiethemen werden meist neu rhythmisiert, oft nur minimalistisch von einer Bandsektion im Hintergrund gespielt, dafür viel Platz für Variationen und Solo-Improvisationen gelassen. Nicht nur klassische Elemente, Techno und House Music spielen hinein, auch Gesang und Hymnisches bis hin zur Spektralmusik eines Tristan Murail.

Für diese zugleich komplex-vertrackten wie wuchtig-mitreißenden Arrangements und Kompositionen zeichnet wie immer der Band-Mastermind Leonhard Kuhn verantwortlich. Seine Soundästhetik ergibt zusammen mit der Dynamik und Kreativität des Gründers und Bandleaders Roman Sladek den Schlüssel dafür, dass die Jazzrausch Bigband inzwischen 120 Konzerte pro Jahr spielt. Im Techno- wie im Jazzclub, bei den Festivals in aller Welt - und jetzt in der Philharmonie.

Jazzrausch Bigband ; Samstag, 23. November, 21 Uhr, Philharmonie im Gasteig, Rosenheimer Straße 5

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: