Die Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Elyas M'Barek überzeugt als Anwalt in einer Ferdinand-von-Schirach-Verfilmung. Und in seinem Biopic beantwortet Julian Schnabel die Frage, ob Van Gogh stank.

Von den SZ-Kinokritikern

Ayka

1 / 10
(Foto: dpa)

Überleben in einer kalten Stadt: Sergey Dvortsevoyfolgt Ayka, seiner Titelheldin, wie sie sich im Schneesturm durch Moskau kämpft. Nicht nur die Natur stellt sich gegen sie. Die Arbeitsmigrantin aus Kirgisistan wohnt illegal auf engstem Raum und schlägt sich mit miesen Jobs durch, einen Schuldeneintreiber im Genick. Die Kamera überträgt Aykas Getriebenheit in unruhige Bilder. Es ist ein Leben am Rande der Menschlichkeit, drastisch geschildert. Gleich zu Anfang lässt Ayka ihr Neugeborenes in einer Geburtsklinik zurück, immer wieder verweist der Film kunstvoll auf die Geburt und das Kind. Samal Yeslyamova wurde für die Verkörperung dieser verzweifelten jungen Frau als beste Darstellerin in Cannes ausgezeichnet.

Der Fall Collini

2 / 10
(Foto: Constantin Filmverleih)

Elyas M'Barek spielt hier einen jungen Rechtsanwalt, der in einen Gewissenskonflikt gerät: Sein früherer Ziehvater, Hans Meyer, ist von seinem neuem Mandanten Collini kaltblütig ermordet worden. Zudem ist die Enkelin des Mordopfers seine frühere Geliebte. Aber da er emotionalen Stress mag und der Film von Marco Kreuzpaintner sonst keine innere Spannung hätte, ignoriert er jede Befangenheitsklausel und stürzt sich kopfüber ins Vergnügen. Ein nicht immer logisches, aber durchaus spannendes Justizdrama nach dem Roman von Ferdinand von Schirach.

Goliath 96

3 / 10
(Foto: dpa)

Eine Mutter (Katja Riemann) hat ihren Sohn seit zwei Jahren nicht gesehen oder gesprochen, obwohl beide dasselbe Haus bewohnen. Irgendwann hat der Sohn aufgehört zu studieren und sich in sein Zimmer zurückgezogen, nur nachts, wenn sie schläft, kommt er raus. Über ein Chatforum kommt sie dann, unter falschem Namen, doch noch an ihn heran. Das ist eine gute Idee, aber Marcus RichardtsFilm kriegt eine ödipale Kurve nicht und schlittert hinein ins Reich der schlecht erfundenen Geschichten.

Llronas Fluch

4 / 10
(Foto: Warner Bros. Gmbh)

Mutterliebe, das große Thema des Horrorkinos, die ihrer Kinder beraubte Mutter als Schreckgespenst. Michael Chaves nutzt alle möglichen poetischen Tricks, um sie in seinem Film über die "weinende Frau" erneut zu illuminieren und ein paar der damit verwandten Themen dazu: Kindereinsamkeit, Sehnsucht nach dem Vater, die Drohung der Dunkelheit. Für kurze Zeit greift auch bittere Realität in die fantastische Atmosphäre hinein, wenn die von der weinenden Frau erschreckten Kinder bei der Polizei untersucht werden und man merkwürdige Greifspuren an ihren Armen entdeckt: Misshandlungen!?

Mega Time Squad

5 / 10
(Foto: Pandastorm)

Ein nicht besonders kluger neuseeländischer Jugendlicher legt sich mit diversen Gangstern und einem Dämon an. Er nutzt ein magisches Armband, um Doppelgänger von sich herzustellen, mit denen er dann die titelgebende Bande bildet. Trotz dieser Hilfsmittel führt ihn sein Ungeschick von einer dämlichen Panne in die nächste, was Regisseur Tim van Dammen mit Hang zum absurden Detail komödiantisch ausufern lässt.

Die sagenhaften Vier

6 / 10
(Foto: epd)

Eine Katze mit Faible für Kriminalfälle, ein Hahn, der statt Hühner zu begatten lieber Yoga macht, ein ängstlicher Wachhund und ein Zebra, das zum Zirkus will, bilden eine schräge Schicksalsgemeinschaft, die sich auf Gangsterjagd begibt. Obwohl sich der Plot in den originellen Details leider etwas verheddert, kann man in dem von den Bremer Stadtmusikanten inspirierten Animationsfilm von Christoph und Wolfgang Lauensteindennoch über manch witzigen Spruch der Außenseitergang schmunzeln.

Supa Modo

7 / 10
(Foto: N/A)

Jo ist ein großer Actionfan. Die Neunjährige liebt Bruce Lee und Jackie Chan, aber vor allem bewundert sie Superhelden, denn die sind unsterblich. Jo selbst wird nicht mehr lange leben, sie ist sehr krank. Ihre Mutter verbietet ihr deshalb viele Dinge, die Spaß machen. Trotzdem träumt Jo davon, Superkräfte zu haben und einen Film zu drehen. Der kenianische Regisseur Likarion Wainaina erzählt ihre Geschichte mit Humor und Gefühl. Ein wunderbarer Film.

Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit

8 / 10
(Foto: DCM Filmverleih)

Stank van Gogh? Hat er immer mit dem Kopf gewackelt, so dass alles aus seiner Sicht Gezeigte ruckelte, selbst wenn er nur aus dem Fenster schaut? Hat er sich nicht umgebracht, sondern wurde von zwei Burschen versehentlich angeschossen? War er gar Jesus? Julian Schnabels Film beantwortet diese Fragen in theatralen Dialogen und tollen Landschaften. Man lernt außerdem, dass Malerei ein recht undankbares Hobby zu sein scheint. Wie sagte van Gogh? "Das Dasein kann nicht sinnlos sein". Recht hat er, man kann ja immerhin noch ins Kino!

Wenn du König wärst

9 / 10
(Foto: dpa)

Nach "Attack The Block" konfrontiert Regisseur Joe Cornish erneut jugendliche Helden im London der Gegenwart mit Außerweltlichem. Statt Aliens sind es diesmal die mythischen Drachen- und Feuerwesen der Artussage, die den zwölfjährigen Alex heimsuchen, als er Excalibur aus einer Bauruine zieht. Es entspinnt sich ein Coming-of-Age-Abenteuer irgendwo zwischen Achtziger-Spielberg und "Harry Potter". Die Tafelrunde ist multikulturell, der CGI-Einsatz angenehm sparsam, das Finale dann doch ein wenig krachig-pathetisch. Trotzdem eine smarte Neuinterpretation in Zeiten des Brexit.

Zwei Familien auf Weltreise

10 / 10
(Foto: dpa)

Lebst du schon? Tust du wirklich das, was du tun willst? Diese Fragen stellten sich zwei Familien unabhängig voneinander und beschlossen, ihre Häuser zu verkaufen, die Jobs zu kündigen und sich mit ihren Kindern auf Weltreise zu begeben. Wie wenig man zum Glücklichsein braucht und wie sehr man auf Reisen zu sich selbst findet, sieht man in dieser inspirierenden Doku von Benedict Durchholz. Ein mitreißendes Plädoyer gegen die Angst vor Sicherheitsverlust und für ein bewusstes Leben.

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